Busso X. v. Alvensleben

1468-1548 | Diplomat, von 1523 bis 1548 Bischof von Havelberg, beider Rechte Doktor

Er war der dritte Sohn von Gebhard XVI. v. Alvensleben, brandenburgischer Rat und Burgherr auf Kalbe/Milde und Hundisburg, und der Hippolyta von Bülow. Wie sein Vetter Busso VIII. v. Alvensleben erhielt er eine wissenschaftliche Ausbildung an der Universität Leipzig (1488) und ab 1492 in Bologna, wo ab 1496 auch Nikolaus Kopernikus aus Thorn (eingetragen als „Dom. Nicolaus Kopperlingk de Thorn“) studierte. 1498 wurde er in Bologna zum „Procurator der deutschen Nation“, d.h. zum Vertreter der deutschen Studenten gewählt. 1504 promovierte er dort zum Doktor beider Rechte.

1508 wurde er Domherr zu Magdeburg und als solcher mit verschiedenen diplomatischen Missionen betraut. Er bereitete 1513 die Wahl Albrechts zum Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt vor. 1514 erlangte er in Rom die päpstliche Genehmigung für die Wahl Erzbischof Albrechts von Magdeburg zum Kurfürsten von Mainz und die Verbindung beider Erzbistümer in einer Hand. 1515 wurde er Dompropst von Brandenburg, Propst von Salzwedel und Stendal. Als Statthalter des häufig abwesenden Kardinals Albrecht in Magdeburg vollendete er 1520 den dortigen Dombau. Auf Anraten Papst Leos II. gehörte er zu den Organisatoren des Ablasshandels, der 1517 Luthers Thesenanschlag in Wittenberg auslöste.

1523 wurde er Bischof von Havelberg. Als solcher residierte er vorzugsweise in der Bischofsburg in Wittstock und auf der Plattenburg.

Als Kurfürst Joachim II. von Brandenburg 1539 der Reformation beitrat, verhinderte er bis zu seinem Tode am 4.5.1548 die Einführung der 1540 beschlossenen brandenburgischen Kirchenordnung in seinem Bistum. Er war der letzte katholische Bischof in Brandenburg und wurde vor dem Hochaltar des St. Marien-Doms in Wittstock beigesetzt. Sein Grabstein ist nach Renovierungsarbeiten in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts verloren gegangen. Als Bischof legte er eine Sammlung von Reliquien und kostbaren Kirchengeräten an – nach dem Vorbilde der „Hallischen Heiltümer“ Kardinal Albrechts.

Werke

(nach Jöchers Gelehrten-Lexico, 1776):

  • Missale ecclesiae Havelbergensis, 1506, Fol.
  • Librum statutorum ad clerum suae diocesis, 1528, Fol.

Porträt: Holzschnitt in G.G. Küster, Seidels Bildersammlung, S. 21.

    Literatur:

    • S. Lenz: Stifts-Historie von Havelberg, 1750.
    • Christoph Gottlieb Jöchers allgemeines Gelehrten-Lexico, Erster Band, Leipzig 1784, S. 671.
    • S. W. Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern, Band II, Berlin 1819, S. 231-250.
    • G. Toepke: Von der Universität Bologna. Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde. 13. Jahrgang 1880, S. 488-491.
    • Felix Priebatsch: Werner v. der Schulenburg, Albrecht v. Klitzing, Busso v. Alvensleben – drei brandenburgische Diplomaten des 15. Jahrhunderts, in FBPG VII/2, 1894, S. 218-223.
    • G. C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, 1899, S.12.
      Leopold v. Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, historisch-kritische Ausgabe, hrsg. von Paul Joachimsen, 5. Bde, 1925.
    • Gustav Abb und Gottfried Wentz: Das Bistum Brandenburg I (=Germania Sacra I/1), 1929, S. 119f.
    • Gottfried Wentz: Das Bistum Havelberg (= Germania Sacra I/2), 1933, S. 74f.
    • NDB I,1952, S. 232 .
    • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor : Alvenslebensche Burgen und Landsitze. Dortmund 1960, S. 14.
    • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Die Alvensleben in Kalbe 1324-1945, verfasst 1920-1960, bearbeitet von Reimar v. Alvensleben. Falkenberg 2010, 2.Auflage 2012, S. 41-46.