Der Säbel des Offiziers v. Alvensleben

Hans-Karl v. Alvensleben-Rusteberg (*1889) fiel 1917 bei Cambrai in Frankreich. Über seinen Offiziers-Säbel berichtete Asta v. Breitenbuch, geb. Gräfin v. der Schulenburg im Jahre 1985 folgende Begebenheit: „Mein Mann war 1941 persönlicher Ordonanzoffizier bei General Schaumburg, dem Kommandanten von Groß-Paris. Eines Tages meldet sich bei ihm ein ehemaliger französischer Oberst. Er bat um einen Termin beim General – es handele sich um die Übergabe eines vormals deutschen Säbels. Da er nicht mit einem Säbel durch die Stadt gehen könne, bäte er um militärisches Geleit. Mein Mann holte den Oberst mit dem Generalswagen von seiner Wohnung ab und übernahm den Säbel. Beim General spielte sich nun folgendes ab: Mein Mann überreicht dem Oberst den Säbel. Dieser legt ihn auf seine flachen Hände und bietet ihn dem General dar. An diesem Säbel hingen „Sang courageux, honneur et gloire“. Er, der Oberst, wolle nicht, dass er – da die Franzosen keine Waffen mehr besitzen dürften – zum Schrott geworfen würde. Im ersten Weltkrieg hätten er und seine Leute bei einem nächtlichen Überfall auf eine kleine deutsche Einheit nach kurzem Gefecht diese überwältigt. Nach altem Brauch hätte er dem gefallenen deutschen Leutnant die Waffe abgenommen und auch fortan getragen.

General Schaumburg nimmt den Säbel und gibt ihn genauso dem Franzosen zurück, bedankt sich in fließendem, elegantem Französisch und sagt, der Franzose möge ihn behalten. Er solle ein Schriftstück ausgefertigt bekommen, dass er ihn zu Recht habe und unangetastet behalten dürfe. Erneut gibt der Franzose den Säbel zurück: Mon general, bitte lassen sie den Säbel an die Familie des Gefallenen gehen, es ist ein Wappen auf ihm. Und – bitter – mein Sohn hat sowieso keinen Sinn pour quelque chose comme ca. Der General: Breitenbuch, stellen Sie das Wappen fest. – Das war nicht schwierig: es war das Rosenwappen der Alvensleben.

Es wurde der Senior des Familienverbandes ermittelt, wohnhaft in Dresden-Weißer Hirsch. Durch ein Fernschreiben über die Kommandantur in Dresden wird der alte Herr benachrichtigt, dass sich am … 12 Uhr Oblt. v. Breitenbuch in militärischer und familiärer Angelegenheit bei ihm melden würde – im Auftrage des Kommandanten von Groß-Paris. Wohl ausgestattet von General Schaumburg mit einem Kistchen Zigarren und einem etwas größeren Kistchen Cognac, den Kavallerie-Säbel umgeschnallt, machte sich also mein Mann mitten im Krieg auf den Weg nach Dresden, höchst bestaunt unterwegs, warum wohl ein Offizier mit einem Schleppsäbel reise. Bei Herrn v. Alvensleben nur ein kleines Zeremoniell. Er wusste von dem gefallenen Vetter: Es war Hans-Karl (Rusteberg), gefallen am 6.5.1917.

Noblesse und Ritterlichkeit unter Offizieren zweier feindliche Nationen!“