Die Wassernixe im Teich zwischen Zethlingen und Badel (bei Kalbe)

Johann Prätorius (1630-1680), ein bekannter Schriftsteller des 17. Jahrhunderts, der aus Zethlingen bei Kalbe stammte, berichtet in seiner großen Sammlung merkwürdiger Geschichten u.a. von Wassernixen, die die Menschen in Flüsse, Teiche und Sümpfe locken und in die Tiefe ziehen, so auch in einem Teich zwischen Zethlingen und Badel, der den Alvensleben aus Kalbe gehörte:

„Was nochmaln die Oerter betrifft / da sich die Nixe befinden lassen; dahin gehöret dieses / daß sie hin und wieder in Flüssen und Sümpfe / als bey Salfeld / Magdeburg etc. bald Schnupftücher / bald Hemden / bald ander Geräthe und Schmuck gleichsam fliessen sehen / als wenn es denen Wäscherinnen wäre entfallen / oder sonsten angetrieben gekommen. Schwimmet nun einer darnach / und gedencket es zu erhaschen (wie es denn bißweilen nicht geschwinde fort fliessen soll / bißweilen scheinet / als wäre es an einem seuchten Orte / etc. da es doch alles ein glauconia ist / und vom bösen Feinde regieret und præsentiret wird / daß er die unvorsichtigen Menschen mescire und bestricke /) so wird er öffters in tieffe Löcher hinunter gezogen / da kein Grund ist (welches man Kölcke heisset / oder Strudel / auff welchen sich nicht minder / ja dergleichen schwimmende unnd schwebende Sachen ereignen / mit aller Lust eines anschauenden) oder wird doch auffs wenigste / wenn er mit dem Leben davon kömmt / sehr blau geknippen an allen Glidern die unterm Wasser seyn / und feste gehalten / daß er sich weder regen noch weggehen kan / es geschehe ihn denn Hülffe durch andere Menschen:

Wie nemlich / unter andern viel tausend Menschen anderswo / sich auch zugetragen hat im Anfange dieses Seculi in meiner Heymat / mit meines sel. Vaters Bruder / Paul Schultzen / zwischen Zetling und Badel / da ein ziemblicher tieffer Teich ist/ denen von Alvensleben zugehörig / mit vielen Fischen. Drauf hat es sich domahlen auch ein grosser und anmuthiger Hecht sehen lassen / der meinem Vetter angereitzet hatte / nach ihn zu gehen: Aber er war da hintergangen / und mit blauen Flecken kaum lebendig / durch andere anwesende Pursche (Burschen) / wieder auß der Wassers-Gefahr gebracht worden; Wie mir noch dieses anno 1659. meine nunmehr seelige Mutter erzehlete / wie wir bey selbigen Teiche vorbey fuhren / nach Calbe an der Mülde hin. Im übrigē ist hernach jener Paul Schultze in den Krieg gekommen / drinnen er auch Zweiffels ohne wird gestorben seyn. Und also ersihet man hierauß leichte / daß es des bösen Feindes Spueckerey sey / daß man von Seenixen hat.“

Quelle: Johann Prätorius: Neue Weltbeschreibung von allerley wunderbahren Menschen. Magedeburg 1668, S. 138-140.