Kirche in Eichenbarleben

Das Gut Eichenbarleben war von 1453 bis 1860 im Besitz der Familie v. Alvensleben und fiel dann im Erbgang an die Krosigk, die es bis 1945 besaßen. Die Ursprünge der Kirche reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Joachim I. v. Alvensleben (1514-1588) ließ sie von 1565 bis 1588 instand setzen. Wenige Jahre später 1596 entschloß sich seine Witwe, Margarete von der Asseburg, mit ihrem Sohn Gebhard Johann I. v. Alvensleben (1576-1631) zu einem Neubau, was in der lateinischen Inschrift des noch erhaltenen Renaissanceportals festgehalten ist. 1708/09 erfolgte eine umfassende Neugestaltung durch Helene von der Schulenburg, der Witwe von Joachim XXVII. v. Alvensleben, 1768/69 ein weiterer Ausbau durch Gebhard XXVIII. v. Alvensleben. 1874 wurde der Chor neu gebaut. 1936 fand eine grundlegende Renovierung statt. Die Kirche enthält eine Reihe von Grabdenkmälern des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter sieben der Familie v. Alvensleben – ein schönes Beispiel für die Entwicklung der Grabdenkmalskunst in dieser Zeit.

Epitaph für Klara v. Alvensleben

Epitaph für Klara v. Alvensleben (1575-1595)

Sie war eine Tochter Joachims I. v. A. und der Margarete von der Asseburg und starb unverheiratet im Alter von 20 Jahren in Eichenbarleben. Das der Frührenaissance angehörende Epitaph von 1595 befindet sich an der Nordwand des Chores. Die Jungfrau kniet vor einem Kruzifix, ihren mit einem Totenkranz geschmückten Kopf umgibt eine üppige Halskrause. Das reiche lange Haar fällt in Wellen fast bis auf die Fersen. Das Gewand ist mit feinster Brokatmusterung überzogen, die Falten gotisierend. Vier Wappen jederseits und außen Wangen mit Beschlagornamenten, Fruchtstücken, Putten und Adlerköpfen. Im Aufsatz die Trinität, Gott Vater und Sohn halten das Zepter, auf dem die Taube sitzt. Der Sockel mit der Widmung an die Verstorbene ist von Masken eingefasst und endet in einer Kartusche mit der Taufe Jesu. Am Gebälk Inschrift mit der Jahresangabe und dem Monogramm M.J.R., das möglicherweise Meyerheine, Jakob, gen. Rademacher bedeutet, ein Meister aus Braunschweig.

Epitaph für Margarete v. Alvensleben vor 1937 im Turmhaus

vor 1937 im Turmhaus

Epitaph für Margarete v. Alvensleben,
geb. v. d. Asseburg (1541-1606)

Das stark beschädigte und nur noch in Teilen vorhandene, ehemals bedeutende Epitaph für Margarete stand bis 1936 in der Turmhalle und wurde 1937 als Altar neu zusammengesetzt. Die Architektur ist im Sinne der Hochrenaissance formenreich entwickelt, mit vielerlei Motiven gefüllt. Besonders bezeichnend sind die gerollten Beschlagbänder, die den Ohrmuschelstil ankündigen. Die Figuren von Adam und Eva  in den Muschelnischen wirken frisch und kräftig in den Formen. Ein Prophet zeigt noch gotische Bruchfalten. Fruchtstücke, Putten, Löwen-, Widder- und Adlerköpfe finden sich auch hier. Die Hauptsache, das mittlere Stück mit mit der Porträtfigur fehlt ebenso wie alle Schriftplatten. Stilistische Zusammenhänge bestehen zu den Portalen des Juleums in Helmstedt, die von Jacob Meyerheine stammen. (Udo v. Alvensleben-Wittenmoor , 1957). Die Bilder zeigen den Zustand vor und nach 1937.

Epitaph für Margarete v. Alvensleben heutige Gestaltung als Altar

heutige Gestaltung als Altar

Epitaph für Margarete Katharina v. Platen, geb. v. Alvensleben (1610-1670)

Epitaph für Margarete Katharina v. Platen, geb. v. Alvensleben (1610-1670)

Sie war eine Tochter von Gebhard Johann I. v. A. und heiratete 1631 den Hauptmann (späteren schwedischen Oberst) Erasmus v. Platen, dessen Grabstein sich in der Schlosskapelle Erxleben befindet. Das Denkmal aus Sandstein ist mit Alabasterbeiwerk versehen und steht an der Südwand des Chores. Es stellt die Zeit als weibliche Gestalt, nicht etwa die Verstorbene dar. Deren Linke berührt ein Stundenglas, das neben einem Totenschädel auf einem Ständer ruht. Aus dem bewölkten Hintergrund strahlt das Jesuitenzeichen hervor. Zu beiden Seiten der Hauptfigur stehen in Muschelnischen zwei überlebensgroße Alabasterfiguren (Chronos und Engel), mit gebauschten Faltenwürfen. Über dem Mittelteil erhebt sich ein mit dem Alvenslebenschen Wappen geschmückter Flachgiebel, der von zwei ruhenden Engeln zu beiden Seiten gekrönt wird. Dichte Eichenlaubgehänge, z.T. schon abgebrochen, vervollkommneten ehemals das anziehende Bild. Unten am Sockel befindet sich das Wappen der Familie Platen und die Grabinschrift. Wortlaut der Inschrift:

MARGARETHAE CATHARINAE ALVENSLEBIAE ERASMI BAR. EIN. D. DE PLATEN COLONELLI CONJVGI QVAE PIETATE VIRTVTE ET PRVDENTIA OMNIBUS SVI SEXVS VEL PAR VEL SVPERIOR PIE VT VIXIT MORTVA EST. FRANCISCVS ERNESTUS COMES ET NOBILIS DOMINVS DE PLATEN SERENISSIMI ELECT. ERN. AVG. DVC. BRVNS. ET LVNEB. PRINCIPIS OSNABR. CONSILARIUS INTIMVS VICARIUS ET PROPRINCEPS OSNABR. OPTIME DE SE MERITAE MATRI HOC MEMORIAE EIUS ET GRATI ANIMI SVI MONVMENTVM FILIALI AFFECTV POSVIT AN. CHR.
M . D . C . LXXXXIII.

Die am Fuße des Ständers angebrachte Signatur Tob.Wilh.Fec.1694 weist Tobias Wilhelmi (den Jüngeren) aus Magdeburg als Künstler aus. Das Epitaph ließ ihr Sohn Franz Ernst Graf v. Platen-Hallermund (1631-1709), Premierminister von Hannover, 1693 23 Jahre nach ihrem Tode errichten. Auffällig ist, dass in diesem Epitaph jegliche christliche Symbolik fehlt – mit Ausnahme des Jesuitenzeichens. Die Verstorbene soll eine Zeit lang in Hildesheim gelebt und ihren Sohn Franz Ernst auf die dortige Jesuitenschule geschickt haben.

Epitaph für Gebhard XXVII. v. Alvensleben (1676-1704) und Ehrengard v. d. Schulenburg (1676-1747)

Epitaph für Gebhard XXVII. v. Alvensleben (1676-1704) und
Ehrengard v. d. Schulenburg (1676-1747)

Gebhard XXVII v. Alvensleben war der Sohn von Gebhard Johann II. (1642-1700). Von 1701 bis 1703 baute er das neue, heute noch stehende Herrenhaus in Eichenbarleben, starb aber bereits mit 28 Jahren. Seine Witwe führte sehr tatkräftig die Vormundschaft für ihren einzigen Sohn Gebhard Johann IV. (1703-1763).

Das Denkmal wirkt durch seine Geschlossenheit des Aufbaues. Die gesamte Fläche, die horizontal durch Pilaster in drei Felder geteilt ist, zeigt in ihrem mittleren Kernstück die Brustbilder des Verstorbenen und seiner Frau, die das Denkmal 41 Jahre vor ihrem Tod in Auftrag gab, in den beiden Seitenteilen trauernde Genien. Über diesen ruhen auf kleinen Gebälken Putten, welche riesige Fruchtgehänge halten. Während oberhalb davon zwei reich verzierte Familienwappen (Alvensleben und Schulenburg) den Abschluß bilden, wird das untere Feld von einer ovalen Schriftkartusche eingenommen, deren ehemalige Goldinschrift verblaßt ist. Daneben auch hier zwei runde Barocksymbole, die die Auferstehung versinnbildlichen. Das Grabdenkmal trägt das Künstlerzeichen Michael Helwig fec 1709. Dieser leitete in Helmstedt eine Bildhauerwerkstatt. Sein Hauptwerk war das erneuerte Grabmal Kaiser Lothars in Königslutter. Er arbeitete für die Alvensleben auch in Erxleben , Eimersleben, Hundisburg und Zichtau.

Epitaph für Johanna Friederike v. Alvensleben, geb. v. Alvensleben (1709-1727)

Epitaph für Johanna Friederike v. Alvensleben,
geb. v. Alvensleben (1709-1727)

Sie war eine Tochter von Johann August v. Alvensleben aus Erxleben II, heiratete 1726 Gebhard Johann IV. v. Alvensleben und starb mit 18 Jahren im ersten Wochenbett. Das Kind, eine Tochter Christiane Eberhardine, überlebte.

In der Mitte des Denkmals sieht man eine große, von Akanthusranken eingefasste Kartusche, deren Inschrift vom Leben und Sterben der Toten berichtet. Links und rechts davon zwei allegorische Figuren, links Pietas, rechts Spes darstellend. Die Spitze des Denkmals bildet eine Frauengestalt, die auf dem linken Arm ein Kind trägt und zum Himmel schaut, möglicherweise die Verstorbene. Zu beiden Seiten und in der Mitte des Sockels befinden sich drei runde Barocksymbole, die den allzu frühen Tod der Verstorbenen versinnbildlichen:

Fallender Baum: Im Sinken nicht vergangen. Adler aus den Flammen steigend: Um neu verjüngt zu prangen. Der Tod fliegt über ein Tal einer Kirche zu: Nach winken und verlangen.

Nach unten hin beschließen den Sockel üppige Akanthusgehänge mit Rosen- und Sonnenblumenornamenten. Die Arbeit scheint aus der Schule von Michael Helwig zu stammen.

Epitaph für Sophie Wilhelmine v. Alvensleben, geb. v. Hagen (1710-1742)

Epitaph für Sophie Wilhelmine v. Alvensleben,
geb. v. Hagen (1710-1742)

Sie war die zweite Frau von Gebhard Johann IV. v. Alvensleben, eine Tochter des Feldmarschalls Busso v. Hagen und starb an „Blutsturz“ vor der Geburt des 10. Kindes, das man ihr in das Grab legte.

Das Epitaph fesselt durch seinen Aufbau. Die Mitte nimmt ein Sarg ein, auf dem ein Engel ruht. Etwas tiefer am Rand eines Sockels sitzen in Lebensgröße links Uranus und rechts ein Klageweib. Über dem Sarg erhebt sich ein schwungvoller Aufsatz mit einem Schriftteppich, dessen Beschriftung stark verblaßt ist. Darüber folgt ein Ölbild der Verstorbenen mit einem sterngeschmückten Kreuz. An dem unteren Sockel befinden sich die Wappen der Alvensleben und Hagen.

Der Bildhauer war Johann Jakob Hennicke aus Magdeburg.

Gebhard Johann IV. v. A. studierte in Leipzig, machte anschließend Bildungsreisen nach England und Frankreich, war Kammerherr am Hofe von August des Starken sowie Domherr in Magdeburg und ein Freund von Dichtkunst und Musik.  Das Epitaph ist links der Tür angebracht. Das Schema des barocken Denkmals erscheint noch gewahrt, aber aufgelöst im Geiste des späteren 18. Jahrhunderts. Im Zentrum steht das Bild des Verstorbenen, das von Putten und einer Fülle von Ornamenten umrahmt ist. Die Tatsache, dass die bisher beobachteten Akantranken hier zum ersten Male durch Muschelornamente abgelöst werden, zeigt den Übergang vom Barock zum Rokoko an.  Das Denkmal stammt ebenfalls von Johann Jakob Hennicke aus Magdeburg und hat große Ähnlichkeit mit dem von Hennicke gefertigten Epitaph für Christoph Daniel v. d. Schulenburg in Angern von 1763.

Epitaph für Gebhard Johann IV. v. Alvensleben (1703-1763)

Gebhard Johann IV. v. Alvensleben studierte in Leipzig, machte anschließend Bildungsreisen nach England und Frankreich, war Kammerherr am Hof August des Starken sowie Domherr in Magdeburg und ein Freund von Dichtkunst und Musik.

Das Epitaph ist links der Tür angebracht. Das Schema des barocken Denkmals erscheint noch gewahrt, aber aufgelöst im Geist des Rokoko. Im Zentrum steht das Bild des Verstorbenen, das von Putten und einer Fülle von Ornamenten umrahmt ist.

Das Denkmal stammt ebenfalls von Johann Jakob Hennicke aus Magdeburg und hat große Ähnlichkeit mit dem von Hennicke gefertigten Epitaph für Christoph Daniel v. d. Schulenburg in Angern von 1763.

Literatur

  • Heinrich Bergner: Bau und Kunstdenkmäler des Kreises Wolmirstedt. Halle 1911, S. 53-58
  • A. Kowalke: Die Eichenbarlebener Kirche und ihr Epitaphienschmuck. Manuskript Schnarsleben (ohne Jahr – um 1930), 5 S.
  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Eichenbarleben. Unveröffentlichtes Manuskript (ohne Jahr), 28 S.
  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Grabmäler der Herren v. Alvensleben. Unveröffentlichtes Manuskript, 1957, 32 S.