Gustav v. Alvensleben

1803-1881 | Preußischer General der Infanterie, Generaladjutant (Alvenslebensche Konvention), Orden Pour le Mérite

Gustav v. Alvensleben wurde am 30.9.1803 in Eichenbarleben geboren. Er war der dritte von fünf Söhnen des Oberstleutnants Gebhard Johann VI. v. Alvensleben (1773-1856) und der Caroline v. Alvensleben (1773-1826) aus Neugattersleben. Die Generäle Werner (1802-1877) und Constantin (1809-1892) waren seine Brüder. Er blieb unverheiratet.

1819 kam er in das Kadettenkorps in Berlin und trat 1821 als Sekondeleutnant in das Kaiser-Alexander-Grenadierregiment ein. 1833 wurde er Bataillonsadjutant und 1835 Premierleutnant. Von 1836 bis 1844 war er Erzieher und Begleiter fürstlicher Persönlichkeiten. Zwischen 1844 und 1847 versah er seinen Dienst als Kompaniechef wiederum im Kaiser-Alexander-Grenadierregiment. Im Frühjahr 1847 kam er als Major in den Generalstab und war 1849 beim Feldzug in Baden Chef des Generalstabs. 1850 wurde er Chef des Generalstabs des VIII. Armeekorps und begleitete 1852 den Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Friedrich III., auf einer Reise nach St. Petersburg. 1853 wurde er Oberstleutnant und 1854 Chef des Stabes beim Militärgouvernement am Rhein und in Westfalen unter dem Prinzregenten Wilhelm v. Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I. 1855 avancierte zum Oberst, 1859 zum Generalmajor. Nach der Thronbesteigung 1861 wurde Gustav v. Alvensleben Wilhelms Generaladjutant und gehörte damit zum engsten Kreise um den König.

Gustav vA Zeichnung von Wilhelm Hensel ©Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin.jpg

©Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin

©Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin

Im Jahre 1863 schloss er in St. Petersburg im Auftrag König Wilhelms und Otto von Bismarcks die nach ihm benannte Alvenslebensche Konvention mit Russland. Sie führte zwar zu einer vorübergehenden internationalen Spannung, verhalf aber dazu, eine russisch-preußische Zusammenarbeit auf Jahre hinaus zu begründen und sicherte damit die russische Neutralität in den folgenden Einigungskriegen. Bei Beginn des Feldzuges von 1866 leitete er die Verhandlungen mit König Georg V. von Hannover, die zu dessen Kapitulation nach der Schlacht bei Langensalza führten.

1865 wurde er zum Generalleutnant befördert. Im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 befand er sich im Hauptquartier des Königs, übernahm danach das Kommando über das IV. Armeekorps und erhielt 1868 den Rang eines Generals der Infanterie. Als solcher führte er im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 das in Magdeburg stationierte IV. Armeekorps. In der Schlacht bei Beaumont zeichnete er sich besonders aus und erhielt dafür den Orden Pour le Mérite.

Aus gesundheitlichen Gründen erbat er Anfang Oktober 1871 seinen Abschied. Daraufhin entband ihn der Kaiser von seiner Stellung als Kommandierender General des IV. Armeekorps, er blieb aber in der Position des Generaladjutanten. Ein Jahr später wurde er zur Disposition gestellt und in den Listen weiter als Generaladjutant sowie als Chef des Magdeburger Infanterieregiments Nr. 66 geführt. Als besondere Würdigung seiner Leistungen erhielt am 02.09.1873 das Fort III bei Magdeburg den Namen “Fort G. Alvensleben”. Seinen Lebensabend verbrachte Gustav v. Alvensleben zusammen mit seinen Brüdern in Potsdam und in Ballenstedt bzw. Gernrode/Harz, wo er am 30.6.1881 starb. Er wurde in der Familiengrabstätte in Ballenstedt beigesetzt .

Literatur:

  • Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen, Bd. I, Stuttgart 1898, Viertes Kapitel:  Die Alvensleben’sche Convention
  • Allgemeine Deutsche Biographie, Band 45,1900, S. 758–761.
  • General der Infanterie und Generaladjutant Gustav v. Alvensleben. 2. Beilage zu Nr. 453 der Neuen Preußischen (Kreuz=)Zeitung vom 27.9.1903.
  • Hellmut Kretzschmar: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben seit 1800. Burg 1930, S. 131-133.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, Band 7, S. 169–172.
  • Hellmuth Scheidt, Konvention Alvensleben und Interventionspolitik der Mächte in der polnischen Frage 1863, Dissertation 1937.
  • Neue Deutsche Biographie, Band 1, 1953, S. 233.
  • Karl-Ernst Jeismann, Lech Trzeciakowski: Polen im europäischen Mächtesystem des 19. Jahrhunderts – die Konvention Alvensleben 1863. Studien zur internationalen Schulbuchforschung 82/BI (1994), 115 S.
  • Magdeburger Biografisches Lexikon. Magdeburg 2002, S. 9.