Berge bei Gardelegen

Das Gut Berge befand sich von 1420 bis 1813 im Besitz der Alvensleben. Die frühere Gutsanlage ist heute fast spurlos verschwunden. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor beschrieb ihr mutmaßliches früheres Aussehen und die Situation vor 1945 wie folgt: „Berge liegt, noch in Sichtweite der Türme und Stadtwälle von Gardelegen, in der Mildeniederung, die einst stärker mit Laubholz durchsetzt war, nordwärts nach Calbe zu. Im Westen erheben sich Waldungen, die den Übergang von der Letzlinger zur Lüneburger Heide bilden und die einst zu den Burgen Calbe und Gardelegen gehörten, bis zu den Hellbergen.“

„Der fast spurlos verschwundene Rittersitz der Alvensleben lag im Norden der Kirche, mit der Front nach Osten, einer Abzweigung der Dorfstraße zugekehrt, die heute noch ‚Junkerstraße’ heißt. An dieser Gasse hat die Hofmauer mit dem Einfahrtstor gestanden. Wahrscheinlich ist der Gutshof, über dessen Anlage weder Pläne noch Nachrichten vorhanden sind, ähnlich wie der noch erhaltene des Ritterguts Calbe I mit Wirtschaftsgebäuden aus Fachwerk erbaut gewesen. Bei der Aufteilung des Gutes (nach 1813) wurden Haus und Hof abgebrochen. An der Westseite des Hofes stand das Herrenhaus, das wahrscheinlich im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts durch Hans Clamor v. Alvensleben (1560-1606) erbaut, im Lauf der Zeiten seine Gestalt wenig gewechselt haben mag. Ein Umfassungsgraben ist mit Sicherheit anzunehmen, da er bei entsprechendem Wasserstande auch bei kleineren Rittersitzen nicht fehlte. Die reiche Ausstattung der Kirche von 1609 setzt hier das Vorhandensein eines bedeutenderen Wohnsitzes voraus. Auch mussten die aus großen Häusern stammenden Hausfrauen sich hier wohl fühlen.“

„Das spurlose Verschwinden des Herrenhauses verführt zur Annahme, dass es in Fachwerk errichtet gewesen sein muß, was jedoch nicht notwendig ist, da das zerstörte Zichtauer Wohnhaus auch ein Massivbau war. Im Übrigen haben wir in Schenkenhorst, Zichtau , Weteritz und Lindstedt noch Anhaltspunkte dafür, wie im engsten Umkreis einfachere Gutshäuser im 17. und 18. Jahrhundert gebaut wurden: Über hohen gewölbten Kellergeschossen aus Feldstein meist zwei Stockwerke in starkem Fachwerk, mit Ziegelwalmdächern gedeckt. Wie reich ist Niedersachsen noch an solchen Häusern, die von wildem Geränk übersponnen, ihr ehrwürdiges Gemäuer in dunklen Gräften spiegeln (Hausbuch des Rittergutes Berge im Staatsarchiv zu Magdeburg).“

„Vor der Westfront des Hauses lag sicher, wie noch in Calbe, Vienau, Zichtau und Schenkenhorst zu sehen, ein geometrisch aufgeteilter Garten, der wie üblich Zier- und Nutzgarten zugleich war. Am Nordrande befinden sich noch ergiebige Quellen. Ein Bach bildete hier die natürliche Begrenzung. Ein Eichenhorst schloss sich an, von dem noch einzelne Bäume stehen.“

An der Einmündung der Junkerstraße in die Dorfstraße stand an der Ostecke eine Gutsschäferei, deren mehrere zum Besitz gehörten. Das alte Pfarrhaus, das 250 Jahre in Berge gestanden hatte, wurde nach Wiebke versetzt. Die Dorflage zeigt noch ihre Entstehung aus der wendischen Rundlingsform. Beispiele kernhafter ursprünglicher Bauweise haben sich in einzelnen Bauernhöfen erhalten.

Der Freiheitskämpfer Karl Ludwig v. Alvensleben (1767-1809) stammt aus Berge.

Literatur

  • Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern. Band III, Berlin 1829.
  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Chronik der altmärkischen Burg Calbe an der Milde. Unveröffentlichtes Manuskript 1920-1960, S. 237-241 – veröffentlicht unter dem Titel: Die Alvensleben in Kalbe 1324-1945, bearbeitet von Reimar v. Alvensleben, Falkenberg August 2010 (180 S.), S. 147-150.

Kirche und Kindergrabstein