IV. Haus Hundisburg

Hundisburg liegt zwischen Neuhaldensleben und Al­vensleben, dem Stammsitz des Geschlechtes. Es hat von 1453 bis 1811 der Familie gehört (vgl. W. II 27-61, III 259 und 411).

IV 1. Georg 1. Adolf Ludolf, Sohn Gebhard Augusts II. (W. III 362ff.), Herr auf Schricke (1797-99) und Hundis­burg, welches er von seinem Halbbruder Philipp Karl (W. III 492ff.) erbte, Stammvater des 2. Ludolfschen Hauses Hundisburg, geb. 29. 6. 1767 in Neugattersleben, gest. 15. 10. 1811 in Hundisburg, verh. mit Ulrike Wilhelmine Gräfin v. Wartensleben aus Schol­lene b. Rathenow (gest. 6. 1. 1839 in Potsdam). Vgl. W. III 409 bis 412. Kinder dieser Ehe: IV 2-6

IV.2. Friederike Sophie Wilhelmine, Eleonore Ama­lie, Tochter von IV 1, geb. 14. 5. 1797 in Schricke bei Wolmirstedt, gest. 10. 2. 1880 in Potsdam, verh. 11. 7. 1816 mit Franz Karl von Werder, Hauptmann im 1. Garde-Regiment, später kommandierendem General des 1. Korps, gest. 29. 6. 1869 in Potsdam (W. III 411).

Aus dieser Ehe ist der General Bernhard von Werder hervorgegangen, der lange Zeit Militärbevollmächtigter in St. Petersburg, später Gouverneur von Berlin und Bot­schafter in St. Petersburg war und sich der besonderen Gunst Kaiser Alexanders II. von Rußland erfreute.

IV 3. Karl Gebhard Werner Ludwig Adolf 1., Sohn von IV 1, geb. 24. 11. 1798 in Magdeburg, gest. 21. 7. 1823 in Berlin, Premierleutnant im 2. Garde-Regiment (vgl. IV 4 und W. III 444).

IV 4. Ludolf Hermann 2., Sohn von IV 1, geb. 18. 4. 1800 in Magdeburg, gest. 20. 2. 1848 in Berlin, auf dem Invaliden-Friedhof beerdigt, verh. 9. 2. 1843 in Berlin mit Adelgunde Chrimhilde Sophie Meyer, verw. von Grießheim (Tochter des Dr. med. Heinrich Meyer, geb. 30. 10. 1813 in Berlin, später wieder vermählt mit ihrem Schwager Louis (IV 6)). Kinder dieser Ehe: IV 7 und 8.

Er erlebte die unruhigen Jahre der französischen Kriege in Magdeburg. Das Jahr 1811 brachte den Verkauf von Hundisburg und die heimliche Überführung der beiden ältesten Söhne Georg Adolf Ludolfs aus dem westfä­lisch gewordenen Magdeburg nach Berlin, wo sie in das Kadettenkorps eintraten. Von 1815 an Leibpage Friedrich Wilhelms III., 1818 Sekondeleutnant im 2. Garde-Regi­ment zu Fuß; 1831 Premierleutnant, 1838 Kapitän und Kompagniechef, 1846 Major. Er erlag im Februar 1848 einer Lungenentzündung.Hermann 2. war neben seinem Eifer für seinen militäri­schen Dienst besonders für Gartenkultur interessiert; die Pflege dieser Neigung ließ ihn längere Reisen nach Hamburg, Dresden und Wien unternehmen und brachte ihn in Be­ziehung zu vielen hervorragenden Gelehrten und Blu­menzüchtern. Das Offizierskorps setze ihm in den schö­nen, von ihm geschaffenen Anlagen bei den Scheiben­ständen des 2. Garde-Regiments in der Jung­fernheide bei Berlin ein Denkmal.

IV 5. Aemilia, Tochter von IV 1, geb. 10. 5. 1802 in Schollene bei Rathenow, gest. 2. 8. 1835 in Potsdam, verh. 29. 10. 1825 mit Hermann von Witzleben, (geb. 14. 6.1797 in Heilsberg, gest. 1. 11. 1876 in Wies­baden), Hauptmann im 1. Garde-Regiment, späterhin Obersten.

IV 6. Albert Louis 1. Georg Julius (W. III 444). Sohn von IV 1, geb. 13. 5. 1803 in Schollene bei Rathenow, gest. 8. 2. 1884 in Berlin, verh. 10. 7. 1850 mit Adel­gunde Chrimhilde Sophie Meyer, Witwe seines Bru­ders Her­mann (IV 4) (gest. 13. 9. 1868 in Beckenried am Vier­waldstätter See). Kind dieser Ehe: IV 9.

Erziehung im Hause, von 1811 ab nach dem Tode seines Vaters bei seinem Onkel Gebhard Johann VI. in Eichen­barleben. Er trat 1815 in das Preußische Kadettenkorps ein, wurde 1818 Leibpage König Friedrich Wilhelms III., 1820 Sekondeleutnant im Kaiser-Alexander-Garde-Gre­nadier-Regiment, 1834 Premierleutnant, 1840 Gouver­neur des Herzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz als Nachfolger seines Eichenbarleber Vetters Gustav. In die­ser Stellung 1844 zum Hauptmann befördert, kehrte er zu seinem Regiment zurück, wurde aber schon nach einigen Wochen zum Prinzen Georg von Preußen als militäri­scher Begleiter kommandiert. 1846 Rückkehr zum Regi­ment, 1848 Teilnahme an den Straßenkämpfen in Berlin, August 1848 Major. Als Kommandeur des Landwehr-Bataillons Halle des 27. Regts. nahm er im Laufe des Jahres 1849 an den Kämpfen in der Pfalz und in Baden teil. Herbst 1850 Kommandeur des 1. Bataillons des Garde-Reserve-Landwehr-Regiments, später Garde-Fü­silier-Regiments, 1852 in das 2. Garde-Regiment zu Fuß versetzt, 1857 als Oberst Kommandant der Festung Er­furt, 1858 Kommandeur des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments; 1859 Abschied bewilligt infolge erschütterter Gesundheit. Lebte bis 1867 in Berlin, dann auf längeren Reisen; von 1869-77 in Potsdam und dann bis zu seinem Tode 1884 wieder in Berlin.

Der Dienst als Prinzenbegleiter hat den Gesichtskreis des begabten, aufnahmefähigen und liebenswürdigen Louis in vielfacher Hinsicht erweitert; seine Beziehungen, na­mentlich zum Mecklemburgischen Herrscherhause, ha­ben ihn vielfach auf Reisen, so z. B. wiederholt nach Rußland, geführt. Auch im Alter pflegte er vielseitige Interessen und bestätigte sein warmes und edles Herz besonders in der Fürsorge für die notleidenden Glieder seiner Familie.

IV 7. Ludwig Georg 2. Heinrich, Sohn von IV 4, geb. 19. 2. 1844 in Berlin, gest. 21.12. 1915 in Rusteberg, verh. I) 15. 6. 1871 in London mit Alice [Elisa­beth], Tochter des Generals der Kavallerie Sir Beauchamp Walker (geb. 2. 2. 1851 in Redland bei Bristol, gest. 19. 8. 1897 in Rusteberg). II) 19. 5. 1902 mit Frieda Wägner, Tochter des Lehrers August Wägner zu Roß­leben (geb. in Roßleben 20. 8. 1874). Kinder dieser Ehe: IV 10-13. Die zweite Ehe blieb kinderlos.

Hausunterricht, Friedrichs-Werdersches Gymnasium, Kadettenkorps in Potsdam und Berlin. 1860 Unteroffi­zier, bald darauf Leibpage des Prinzregenten, späteren Königs Wilhelm I., 1861 Leutnant im Garde-Füsilier-Regiment; nahm 1866 an den Kriegshandlungen bei Soor, Königinhof und Königgrätz teil. Von 1867 bis zur Ernennung zum Premierleutnant 1869 bei der Kriegs-Akademie Berlin. Im Verlaufe des Feldzuges 1870/71 nimmt er an den Belagerungen von Straßburg und Paris teil, 1873 Kompagniechef im Garde-Füsilier-Regiment; 1879 Ehrenritter des Johanniterordens. Oktober 1879 auf Antrag Abschied bewilligt, 1881 trat er in das Garde-Fü­silier-Landwehr-Regiment und wurde 1886 zum Major ernannt und mit Uniform verabschiedet. 1890 Rechtsrit­ter des Johanniter ordens, 1898 Königlicher Kammerherr. Er lebte nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienste auf dem von ihm 1879 erworbenen Gute Rusteberg (Kreis Heiligenstadt). In späteren Jahren vielfach in der Politik tätig.

Auch Georg hatte auf häufigen Reisen seinen Gesichts­kreis erweitert und nützte die dabei gewonnenen Erfah­rungen vor allem für die Bewirtschaftung seines Gutes Rusteberg, das nach seinem Tode seine Witwe Frieda erwarb, nachdem sein Sohn Hans-Carl (IV 13) gefallen war.

IV 8. Hans 1. Hermann Paul, Sohn von IV 4, geb. 30. 1. 1847 in Berlin, gefallen am 1. 9. 1870 bei Sedan, beer­digt auf dem Kirchhof in Givonne.

Französisches Gymnasium Berlin, Kadettenkorps Pots­dam. 1865 Sekondeleutnant im Garde-Füsilier-Regiment. Im Feldzuge 1866, besonders in der Schlacht von König­grätz, durch hervorragende Tapferkeit ausgezeichnet. 1870 nahm er an der Schlacht bei St. Privat-Gravelotte teil. Bei Sedan wurde er nach schon entschiedenem Ge­fechte von einem französischen Infanteristen durch einen Magenschuß getötet, als er den geschlagenen Feind zum Waffenstrecken aufforderte. Bei diesem Versuche, un­nützes Blutvergießen zu vermeiden, fand ein in kurzem Lebenslaufe bereits hervorragend bewährter Soldat sein frühzeitiges Ende.

IV 9. Katharina Georgina Sophie, Tochter von IV 6, geb. 10. 6. 1851 in Berlin, gest. 15. 11. 1892 in Potsdam, verh. 29. 6. 1874 in Potsdam mit Hans Hermann Pius v.Arnim a. d. H. Kröchlendorff, Sekondeleutnant, später Rittmeister im Regiment der Gardedukorps. Sie starb an Diphtheritis, die sie sich bei der Pflege eines ihrer Kinder zugezogen hatte.

IV 10. Adelgunde Georgine Viktoria Hilda, Tochter von IV 7, geb. 6. 3. 1872 in Berlin, verh. I) 12. 4. 1893 in London mit Godefroy Chetwynd, gesch. 6. 7. 1903, II) 25. 1. 1904 in St. Columb, Cornwall mit Alex Brooke Meares. Wohnte in Nanskeval, Cornwall, gest. 30.10.1926.

IV 11. Alice Katharina Georgine Geraldine von IV 7, geb. 22. 2. 1875 in Berlin, gest. 13. 11. 1879 in Ruste­berg.

IV 12. Edith Berta Alice Georgine, Tochter von IV 7, geb. 9. 4. 1885 in Rusteberg, gest. 20.8.1972 in Kassel, verh. 21. 6. 1909 mit Eugen Rudolf Freiherr von Löhneysen, Regierungsreferendar, später Landrat in Lüchow, Provinz Hannover, (geb. Brunkensen 25.4.1883, gest. 9.2.1944 in Burgdorf, Hannover.)

Von 1912-17 lebten die Ehegatten auf dem Familiengute Brunkensen, das aber später verkauft wurde. Der Ehe entstammen 1 Tochter und 2 Söhne.

IV 13. Hans-Karl 1. Alvo, Sohn von IV 7, geb. 14. 5. 1889 in Rusteberg, gefallen 6. 5. 1917 in Cambrai, verh. 3. 9. 1916 mit Margarethe Wiederhold (geb. 16. 9. 1894 in Wächtersbach, Krs. Gelnhausen, gest. 25. 10. 1991 in Rotenburg a. d. Fulda) Tochter des Pfarrers Ernst Wiederhold und seiner Gemahlin Marie geb, Eggena). Kind dieser Ehe: IV 14.

Nach dem Tode der Mutter im Jahre 1897 lebte sein Va­ter mit seinen beiden jüngsten Kindern vier Jahre bei den Großeltern in England. Gymnasialbesuch in Göttingen und Roßleben. Reifeprüfung in Berlin. Seit 1910 erst bei den 16. Dragonern in Lüneburg, später bei den 4. Küras­sieren in Münster. Mit dem Paderborner Reserve-Husa­ren-Regiment ins Feld 1914; späterhin Kompagnieführer im 459. (Paderborner) Infanterie-Regiment. Wurde in einer Sappenstellung bei Gormilleux b. Cambrai durch Granatsplitter schwer verwundet in hoffnungslosem Zu­stande in das Lazarett Cambrai überführt und ist dort bald gestorben. Beerdigt auf dem Soldatenfriedhof in Cam­brai. Mit ihm starb der letzte Sproß der Hundisburger Linie im Mannesstamm.

IV 14. Alexandrine Marie Frieda Edith Helene Adel­gunde, Tochter von IV 13, geb. 2. 8. 1917 in Kassel ein Vierteljahr nach dem Tode ihres Vaters. Sie wurde in Kassel bei ihrer verwitweten Mutter erzogen und blieb unvermählt. Sie war Buchhändlerin und starb nach kurzer Krankheit am 4. 4. 1975 in Rotenburg an der Fulda. …….