Johann August Ernst Graf v. Alvensleben

1758-1827 | Domdechant von Halberstadt, Braunschweigischer Premierminister, Landtagsmarschall und Mitglied des preußischen Staatsrates

Johann August Ernst wurde am 6.8.1758 in Erxleben geboren und war der einzige Sohn des Kurhannoverschen Oberstleutnants und Erbherrn auf Erxleben II Joachim IV. v. Alvensleben (1720-1782) und der Sophia Louise Ernestine v. Platen (1733-1799) aus Demerthin. Am 8. Juli 1788 heiratete er Caroline v. Rohr (1771-1816), Tochter des Preußischen Generalmajors Albrecht Ehrenreich v. Rohr und der Agnes v. Alvensleben aus dem Hause Isenschnibbe. Aus der Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, von denen fünf bereits als Säuglinge starben. Der älteste Sohn war der spätere preußische Finanzminister Graf Albrecht v. Alvensleben (1794-1858).

Johann August Ernst studierte ab 1775 an der Universität Helmstedt Rechts- und Staatswissenschaften. Von 1781 bis 1784 war er als Referendar bei der magdeburgischen Kriegs- und Domänenkammer tätig und verwaltete anschließend die Familiengüter Erxleben II und Uhrsleben. 1787 übernahm er eine Domherrenpräbende in Halberstadt, verlegte seinen Wohnsitz dorthin und wurde 1796 als Nachfolger des Grafen Christian Friedrich zu Stolberg-Wernigerode zum Domdechanten gewählt. Er war der letzte Dechant des durch Jérôme Bonaparte, König von Westfalen, 1810 aufgehobenen Halberstädter Domkapitels. Von 1793-1796 war er Mitglied der Kommission, die das Märkische Provinzialgesetzbuch erarbeitete. Als Kenner und Freund von Kunst und Wissenschaft förderte er die Halberstädter Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Klamer Schmidt. 1798 erhob ihn König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Grafenstand.

 Nach dem Frieden von Tilsit von 1807 bemühte sich Johann August Ernst um ein gutes Einvernehmen mit den neuen französischen Machthabern. Er reiste nach Paris, um bei Napoleon persönlich für die Erhaltung des Halberstädter Domkapitels einzutreten.  1808 nahm er an der Huldigungsfeier für König Jérôme in Kassel teil und übernahm das Amt des Präsidenten des Wahlkollegiums für die Reichsdeputierten des Elbdepartments. Er nahm auch an den Sitzungen des westfälischen Reichstags von 1810 teil, konnte jedoch die Auflösung des Domkapitels nicht verhindern. Danach zog er  sich nach Erxleben zurück. Nach Wiederherstellung der preußischen Herrschaft verlieh ihm König Friedrich Wilhelm III. für seine Verdienste während der französischen Besatzungszeit den Roten Adlerorden Erster Klasse. Zuvor hatte er den Königl. Preußischen Johanniterorden erhalten.

1820 übernahm Johann August Ernst mit Genehmigung des preußischen Königs als Vormundschaftsvertreter König Georgs IV. von England das Amt des Ersten Staatsministers der Regierung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Er führte dieses Amt als Repräsentant des noch minderjährigen Landesherrn bis zu dessen formeller Mündigkeitserklärung. 1821 zeichnete ihn Georg IV. mit dem Großkreuz des Guelphen-Ordens aus. Als der neue Herzog Karl II. am 30. Oktober 1823 die Regierungsgeschäfte übernahm, trat Alvensleben zurück und zog wieder nach Erxleben. Die angebotene Pension lehnte er ab. Um die Fähigkeiten Alvenslebens weiterhin zu nutzen, ernannte ihn der preußische König 1824 zum Landtagsmarschall der Mark Brandenburg und der Niederlausitz und zum Mitglied des Staatsrats. Jedoch wurde die Tätigkeit in diesem Amt durch die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes immer mehr eingeschränkt. Er starb am 27.9.1827 in Erxleben und wurde in der dortigen Schlosskapelle beigesetzt. Seine Büste, die seiner Frau und seines Sohnes Albrecht befinden sich noch in einem Fensterepitaph der Kapelle.

Literatur:

  • N.N.: Biographie Johann August Ernst Graf von Alvensleben. in: Der Harz-Bothe, Bd. 1 Halberstadt 1827, S. 67-80.
  • Neuer Nekrolog der Deutschen, Fünfter Jahrgang, 1827, Zweiter Theil, Ilmenau 1829, S. 846-852.
  • Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern,
    Dritter Theil, Berlin 1829, S. 389-393.
  • ADB, Erster Band, S. 377/378
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert“, Hannover 1996.
  • Guido Heinrich, Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon, 19. und 20. Jahrhundert, Magdeburg 2002, S. 9-10.
  • Udo von Alvensleben-Wittenmoor : Die letzten fünf Generationen der Alvensleben in Erxleben II – 1782-1945 (verfasst 1959).
    Herausgegeben von der Familie von Alvensleben e.V. Falkenberg August 2008, S. 2-8.

Gedächtnisfenster in der Schlosskapelle Erxleben