Redekin

Gutshaus Redekin um 1865 - Lithografie Alexander Duncker

Gutshaus Redekin um 1865 – Lithografie Alexander Duncker

Im magdeburgischen Waldland zwischen Tangermünde und Brandenburg gab es in Redekin, nicht weit vom Ostufer der Elbe, bis 1945 ein kleines Rokokoschloß holländischen Charakters. Eine eindrucksvolle romanische Backsteinkirche, um 1200 von Prämonstratensern des nahen Klosters Jerichow errichtet, bildete zu dem feinen Bau des 18. Jahrhunderts den kräftigsten Kontrast: Beginn und Ende einer Kultur.

Erbaut war das Redekiner Gutshaus 1763 durch Robert Scipio Lentulus, Reitergeneral Friedrichs des Großen. Der König kam persönlich hierher, um die Schöpfung seines Paladins in Augenschein zu nehmen. Künstler, die in Potsdam und Sanssouci gewirkt hatten, schufen den weißen einstöckigen Bau in Hufeisenform mit dem reizenden Uhrturm über der Dachmitte, auf dem eine Fortuna sich im Winde bewegte, und die Sandsteinfiguren vor der Fassade.  

Im nahen Wald entstand ein Naturtheater für Amateur-Aufführungen. Der Garten wurde bühnenartig mit allerlei merkwürdigen Monumenten von unsolider Bauart besetzt, die großenteils bald wieder verschwanden. Es gab darin einen Obelisken und eine Kolonnade, der Gontardschen in Sanssouci nachgebildet, sowie eines der künstlich nachgeahmten Bauerndörfchen, wie sie gleichzeitig in Trianon und anderen Gärten Europas angelegt wurden.   

Bis 1945 erhielten sich ein Pavillon, der die Aufschrift ,,Sans Chagrin“ trug, die von Terracottavasen flankierte Einfahrtsallee, Bassin, Lindengang und Bosketts. Alles übrige fiel im 19. Jahrhundert der Anglisierung zum Opfer. Das Haus selbst, zu Lentulus‘ Zeit mit einer wertvollen Gemäldegalerie von Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts geschmückt, bewahrte noch feine Reste des Mobiliars und der Dekoration. Die zu ebener Erde gelegenen Räume, aus deren nicht landesüblichen Schiebefenstern man rings in den Park und auf das Bassin vor dem Hause blickte, waren der Inbegriff kultivierter Wohnlichkeit. 

Lentulus verließ den preußischen Dienst und verkaufte Redekin 1780 den Weißen Alvensleben, die seine Gemälde nach Erxleben überführten. Bis 1945 verblieb das Gut in der Hand einer Linie, die aus Eichenbarleben stammte. Die Räume bewahrten Erinnerungen an außergewöhnliche Ereignisse und Gestalten. Friedrich Wilhelm IV., Wilhelm I., Friedrich III. und Bismarck erschienen wiederholt zu Gast.

Hier an der Elbe vollzog sich 1945 in der Begegnung der westlichen und östlichen Siegerheere der letzte Akt des Zweiten Weltkrieges. Das Redekiner Herrenhaus brannte ab. ,,Sans Chagrin“ und die Vasenallee wurden bis 1950 ebenfalls zerstört. Den heutigen Besucher erinnert nichts mehr daran, welch bezaubernde Schöpfung hier spurlos verschwand.

Vorkriegsbilder des 1945 abgebrannten Gutshauses in Redekin

Gutshaus Redekin - Zeichnung von Anco Wigboldus

Redekin 1763 – Zeichnung von Anco Wigboldus

Gutshaus in Redekin - Vorderseite

Gutshaus Vorderseite

Gutshaus in Redekin - Rückseite

Gutshaus Rückseite

Gutshaus in Redekin - Inneneinrichtung
Gutshaus in Redekin - Vorderseite
Redekin Park: Pavillon "Sans Chagrin"

Pavillon „Sans Chagrin“ im Park

Einfahrtallee mit Terracotta-Vasen

Einfahrtallee mit Terracotta-Vasen
 

Literatur

  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor : Alvenslebensche Burgen und Landsitze. Dortmund 1960

Fenster in der Dorfkirche Redekin