Zisterzienserkloster Neuendorf

Es wurde 1232 als Nonnenkloster gestiftet. Die ersten urkundlich genannten Stifter und Gönner waren die brandenburgischen Markgrafen Otto III. und Johann I. sowie Graf Siegfried v. Osterburg. Das Kloster entwickelte sich rasch und gelangte zu großem Landbesitz und hohem Ansehen. 1289 wurde das Tochterkloster Heiligengrabe in der Prignitz gegründet. 1292 waren 59 Nonnen vorhanden. Von besonderer kunstgeschichtlicher Bedeutung sind die acht Kirchenfenster im Chor mit mittelalterlichen Glasmalereien, die bis 1330-1360 zurückreichen. Die Alvensleben auf der Burg Isenschnibbe waren von 1378 bis zur Reformation Inhaber der Vogtei des Klosters. Sie stifteten dem Kloster, das ihr Grabkloster war, mehrere komplette Dörfer. Allerdings sind die Grabsteine der Weißen Linie nicht mehr vorhanden.

Auch die Kalbenser Alvensleben nutzten das Kloster als Grablege. Heute sind in der Klosterkirche noch die Grabsteine von folgenden Alvensleben zu sehen:

  • Oda v. Alvensleben, geb. v. Bodendiek (+ nach 1334) mit einer Tochter
  • Gebhard XII. ( + 1403) auf Kalbe
    seine Frau Berta v. Bartensleben (+ zwischen 1403 und 1420)
  • Achaz I. (+ 1536) auf Kalbe
  • Anna (+ 1545), Tochter von Achaz I.

siehe: Grabmäler

Als Klosterfrauen sind folgende Mitglieder der Familie v. Alvensleben belegt:

  • „Jung-Gebhards Witwe“ als Conventualin (urk. 1438), Schwiegertochter von Gebhard XIV. v. Alvensleben (+ um 1428)
  • Sophia als Äbtissin (urk. 1455-1472)
  • Sophia urk. 1489 als Priorin, 1492 Seniorin (`older frowe´), 1495 als Äbtissin (?)
  • Gertrud, Sophia und Christina als Conventualinnen (1489)
  • Hippolyta urk. 1489 als Conventualin, 1525 und 1535 als Priorin
  • Anna als Conventualin (+ 1545)
  • Wilbergis urk. 1572 als Priorin, vor 1575 gestorben.

Wahrscheinlich sind aber sehr viel mehr Töchter aus der Familie im Kloster Neuendorf gewesen, da nicht alle Klosterfrauen in den Urkunden erscheinen. Die Beziehungen zwischen dem Kloster und den Alvensleben in Gardelegen und Kalbe gestalteten sich offenbar sehr vertrauensvoll. So wurden über lange Zeit der Alvenslebensche Familienring (bis 1575) und der Kelch der Weißen Linie dem Kloster zur Aufbewahrung anvertraut.

Wie in Althaldensleben und Heiligengrabe widersetzten sich die Klosterfrauen lange der Einführung der Reformation. Erst 1579 erfolgte die Umwandlung in ein evangelisches Damenstift. Das Klostergut wurde eine Domäne. 1810 löste die Regierung des Königreichs Westfalen das Stift endgültig auf.

Literatur:

  • S. Ad. M. Hildebrandt: Die Epitaphien und Grabsteine adeliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark, Gardelegen 1868, S. 61
  • Paul Pflanz: Von alten Grabsteinen in der Kirche zu Kloster Neu endorf. „Lieb‘ Heimatland“. Monatsbeilage des Gardelegener Stadtanzeigers. 3. Jahrg., Nr. 2, November 1927
  • Jürgen Weinert: Das Zisterzienser-Nonnenkloster Neuendorf in der Altmark. Kleine Schriftenreihe des Vereins für Kultur- und Denkmalspflege Gardelegen und Umgebung e.V. Nr. 1/1994, 4 S.
  • Jürgen Weinert, Heiderose Engelhardt: Kloster Neuendorf. DKV-Kunstführer Nr. 611/3, Erste Auflage (ohne Jahresangabe), Deutscher Kunstverlag GMBH München Berlin (16 S.)
  • Cornelia Oefelein: Kloster Neuendorf. In: Brandeburgisches Klosterbuch. Band II. Berlin 2007, S. 903-914

Der Alvenslebensche Abendmahlskelch in Kloster Neuendorf

Berta v. Alvensleben, geb. v. Bartensleben, die Witwe Gebhards XII. v. A. auf Kalbe, stiftete nach dem 6. Mai 1403 dem Kloster Neuendorf einen  vergoldeten silbernen Abendmahlskelch, der am Fuß je zweimal in bunter Emaille die Wappenschilde der Alvensleben und Bartensleben zeigt. Es sind die gleichen Wappen, die sich auf dem gemeinsamen Grabstein des Ehepaares befinden. Die Inschrift (in altdeutscher Minuskel) am Fuße des Kelches lautet:

huc. calice. de. berta. relca. gevehardi. de. Alvesleue. ad claustr. niedorp. p. memoria.

(Hunc calicem dedit Berta relicta Gevehardi de Alvesleve ad claustrum Niendorp pro memoria)

Diesen Kelch gab Berta, die hinterbliebene Witwe von Gebhard v. Alvensleben dem Kloster Neuendorf zum Gedächtnis.

Quellen:

  • Mülverstedt I (1879) S. 591, 671/72
    Ad. M. Hildebrandt: Die Epitaphien und Grabsteine adeliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark, Gardelegen 1868, S. 61
  • Paul Pflanz: Gardeleger Goldschmiedekunst ums Jahr 1400. „Lieb‘ Heimatland“. Monatsbeilage des
  • Gardeleger Kreisanzeigers. 6. Jahrg., Nr. 5, Februar 1931

Der Kelch wurde von dem Meister Henricus Horn aus Gardelegen gefertigt. Von diesem Meister soll auch der Kelch der Weißen Linie der Alvensleben stammen, der jedoch von Werner I. v. A. auf Gardelegen und seiner Frau Berta gestiftet sein soll. Zwei weitere Kelche vom gleichen Meister befinden sich im Besitz von St. Marien in Gardelegen und in Diesdorf bei Salzwedel (aus dem Kloster Althaldensleben stammend).

Der Neuendorfer Kelch wurde 1945 von Pfarrer Pflanz (+ 1954), um ihn vor Plünderung zu bewahren, in der Kirche hinter dem Grabstein von Achaz I. v. A. (+ 1536), vorübergehend eingemauert und blieb auf diese Weise bis heute erhalten. In einem von Pfarrer Weinert im Rahmen des 108. Familientages 2000 gehaltenen Gottesdienst konnte die Familie mit beiden Kelchen, dem Neuendorfer Kelch und den Familienkelch der Weißen Linie, das Abendmahl feiern.