Kloster Stift zum Heiligengrabe

Das Zisterzienserinnenkloster wurde 1287 durch Markgraf Otto IV. von Brandenburg gegründet. Mutterkloster war Kloster Neuendorf (Altmark), das die Neugründung 1289 mit zwölf Nonnen besetzte. 1317 wurde erstmals die Existenz eines Heiligen Grabes erwähnt (“Cenobium ad sanctum sepulchrum in Thegow, monasterium sanctimonialium in Thegow, cenobium tu den heiligen grabe“). Das Kloster leistete Pionierarbeit bei der Besiedlung des Landes, erhielt umfangreiche Schenkungen und entwickelte sich rasch. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörten rund 180 Personen zum Kloster , darunter ca. 70 Zisterzienserinnen, denen eine Äbtissin vorstand. Unter den Nonnen befand sich auch Ermgard (Armgard) von Alvensleben, die am 5.9.1513 in Heiligengrabe starb – vermutlich eine Tochter von Ludolf IV. v. Alvensleben (urk. 1443, +1473), der sie nach seiner Mutter Armgard, geb. von Honlage benannte.

Die Geschichte des Klosters wird mit einer Gründungslegende verknüpft. Diese berichtet von einem Freiberger Händler, der aus der Techower Kirche eine Hostie entwendet und sie dann in der Nähe (dem Standort der Heiliggrab-Kapelle, früher auch Blutkapelle genannt) unter einem Galgen vergraben habe. Diese Hostie habe jedoch angefangen zu bluten und der Täter sei anschließend zur Strafe hingerichtet worden. An dem Ort, wo die Hostie vergraben wurde, so die Legende, sei ein wundertätiger Ort entstanden.

1539 führte Kurfürst Joachim II. in Brandenburg die Reformation ein. Die Heiligengraber Nonnen unter der Äbtissin Anna v. Quitzow und der Priorin Elisabeth v. Alvensleben (urk. am 17.1.1538 als Priorin ausgewiesen) verweigerten sich jedoch und es kam zu harten Konflikten mit dem Kurfürsten. Hierbei fanden sie Unterstützung beim Bischof von Havelberg, Busso X. v. Alvensleben. Erst nach dessen Tod (1548) kam es 1549 zu einem Vergleich und das Kloster wurde in ein evangelisches Damenstift umgewandelt und besteht als solches noch heute.

Die Priorin Elisabeth v. Alvensleben war wahrscheinlich eine Tochter von Gebhard XVII. v.  Alvensleben, der 1541 im katholischen Glauben starb, und Schwester von Ludolf X. und Joachim I. v.  Alvensleben, die um diese Zeit die Reformation in Hundisburg (1554) und Alvensleben (1548) einführten. Sie starb vor dem 13.2.1542.

1847 gründete Äbtissin Luise v. Schierstedt eine Erziehungsanstalt für „Mädchen aus verarmten adligen Familien“, die als Internatsschule bis 1945 bestand, allerdings nach 1933 grosse Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Die Äbtissin Elisabeth v. Saldern, seit 1924 im Amt, und die christliche Erziehungspraxis in Heiligengrabe gerieten in Konflikt mit den Nationalsozialisten inner- und außerhalb der Klosterorganisation. Zudem wurde die Besetzung der Schulplätze mit vor allem adligen Schülerinnen als „reaktionär“ bezeichnet. Die Unterrichtsinhalte mussten zwangsläufig angepasst werden. Allerdings gelang es der Äbtissin durch starken persönlichen Einsatz und ihre Kontakte zu hohen gesellschaftlichen und Regierungskreisen, eine Schließung der Schule und eine völlige Säkularisierung der Unterrichtsinhalte zu vermeiden.

Nach dem Tod von Elisabeth v. Saldern im Jahr 1938 wurde Armgard v. Alvensleben 1939 ihre Nachfolgerin. Auch ihr gelang es in den folgenden Jahren, die Eingliederung der Schule in das nationalsozialistische staatliche Erziehungssystem zu verhindern. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verließen immer mehr Schülerinnen das Stift, um zu ihren Familien zu gelangen. Ende April 1945 – kurz vor der Besetzung durch die Rote Armee – mußte auch die Äbtissin mit den letzten acht Schülerinnen nach Westdeutschland fliehen. Mit der Gründung der „Evangelischen Gemeinschaftsschule im Kloster Stift Heiligengrabe – Ganztägige Oberschule für die 7.–10. Klasse“ lebte ab Sommer 2007 die Schultradition im Kloster wieder auf.

Ein weiterer Bezug zur Familie v. Alvensleben: Von 1893 bis 1899 war Margarethe v. Alvensleben a.d.H. Erxleben I Äbtissin des Klosters. Sie starb jedoch bereits mit 58 Jahren. Eine Inschrift mit dem Alvenslebenschen Wappen in der Stiftskirche erinnert an ihre kurze Wirkungszeit (siehe Bild).

Literatur:

  • Joh. Simon: Kloster Heiligengrabe. Von der Gründung bis zur Einführung der Reformation 1287-1549. Jahrb. für Brand. Kirchengeschichte XXIV, Berlin 1929, S. 1-136.
  • Gerlinde Strohmaier-Wiederanders: Geschichte vom Kloster Stift zum Heiligengrabe. Monumenta Brandenburgica, Band 3, Berlin 1995.
  • Evangelisches Damenstift Heiligengrabe. Herausgeber: Verein zur Förderung und Erhaltung des ev. Klosters Stift zum Heiligengrabe e.V., 2. Auflage Berlin 1999.
  • Lebenswerke. Frauen im Kloster Stift zum Heiligengrabe zwischen 1847 und 1945. Hrsg. Simone Oelker, Astrid Reuter. Deutsche Stiftung Denkmalschutz – Monumente Publikationen. Bonn, 2002. ISBN 3-935208-19-7
  • Äbtissin Dr. Friederike Rupprecht (Hg), Von blutenden Hostien, frommen Pilgern und widerspenstigen Nonnen. Heiligengrabe zwischen Spätmittelalter und Reformation, Berlin 2005.