Kalbe/Milde

Die Nicolaikirche in Kalbe ist in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, etwa 1150/1170, gebaut worden. Ein genaues Baujahr ist nicht bekannt. Die Kirche gilt aber als sehr alt unter den altmärkischen Feldsteinkirchen, deren Bauperiode wir zwischen 1150 und 1300 annehmen müssen. Von ihrer ursprünglichen Gestalt gibt nur noch der Turm Zeugnis. Die Kirche ist als vierteilige Feldsteinkirche gebaut, also Turm, Kirchenschiff, Chor und Apsis, wie wir es bei den Kirchen in Altmersleben, Kahrstedt, Bühne, Güssefeld usw. noch sehen. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche durch den großen Umbau von 1754/55. Unter der Kirche gibt es eine Alvenslebensche Gruft. Das Kirchenpatronat lag bis 1945 bei der Familie v. Alvensleben, in der letzten Zeit gemeinsam mit der Familie v. Gossler.

Votivtafeln von Gebhard XVII. v. Alvensleben (+ 1541)
und Fredeke v. Wenden (+1551)

Die ältesten Alvenslebenschen Denkmäler in der Kirche sind zwei Steinbilder oder Votivtafeln mit der Jahreszahl 1520. Sie wurden von Hildebrandt (1868, S. 21) wie folgt beschrieben:

„Außerdem wird in dieser Kirche das Gedächtnis Gebhards XVII. v. Alvensleben und seiner Gemahlin Fredeke v. Wenden durch zwei in das südliche Querschiff eingemauerte Sandsteinplatten erhalten. Beide sind ca. 2 Fuß breit und 3 ¼ Fuß hoch; die eine zeigt in erhabener Arbeit die Krönung der Himmelskönigin, – die andere die heilige Jungfrau mit dem Christkinde auf dem Schosse, neben der ein Buch haltenden heiligen Elisabeth sitzend. Unter beiden Darstellungen sind die Wappenschilder Derer v. Alvensleben und v. Wenden mit der Unterschrift: Gevert van alvesleve – vrede van wenden angebracht – an der einen außerdem die Jahreszahl 1520.“

Udo v. Alvensleben-Wittenmoor (1957, S.3) nimmt an, dass die Reliefs – gotisch stilisiert und qualitativ hochstehend – nach Dürer’schen Vorbildern gearbeitet wurden.

Wie Mülverstedt (III, 1885, S.584) schreibt, ist der Zweck, den die Steinbilder gehabt haben, „nicht unbedingt sicher zu erkennen.“

„Es dürfte aber sehr wahrscheinlich sein, dass sie zweien der zahlreichen in der Hauptpfarrkirche zu Calbe einst befindlichen Altäre ursprünglich angehört und zum Zeichen zweier von dem Ehepaare gestifteten Vicarien gedient haben.“

Die Reliefs sind also keine Grabdenkmäler, da ihre Stifter erst 1541 bzw. 1551 gestorben sind. Gebhard XVII. wurde zwar in der Kirche in Kalbe beigesetzt, sein Grabstein ist aber nicht mehr erhalten.

Votivtafeln von Gebhard XVII. v. Alvensleben (+ 1541) und Fredeke v. Wenden (+1551)
Votivtafeln von Gebhard XVII. v. Alvensleben (+ 1541) und Fredeke v. Wenden (+1551)

Grabdenkmäler

Die nachstehenden Beschreibungen der Grabmäler fußen auf einer Schrift von Pfarrer Siegfried Schneider anläßlich des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Kalbe an der Milde im Jahr 1983 (Chronicon Calbensis). Diese Abhandlung wurde nicht gedruckt, sondern nur als Schreibmaschinendruck bzw. in Kopien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie ist veröffentlicht in der website „Geschichten über Kalbe(Milde)“ (www.kalbe-milde.de) und im folgenden ergänzt und überarbeitet worden. Die zehn Denkmäler werden in chronologischer Reihenfolge nach dem Todesjahr aufgeführt.

Grabdenkmal für Antonia v. Alvensleben, geb. v. Mahrenholtz (1512-1534)

Es befindet sich an der Südwand des Kirchenschiffes, wurde von Hildebrandt (1868) noch nicht beschrieben, ist also erst nach 1868 im Kirchenfußboden gefunden und aufgestellt worden. Sie war die Ehefrau des Achatz v. Alvensleben (+1536) „Erbher auf Calbe und Schenkenhorst“, dessen Grabstein im Kloster Neuendorf steht. Dargestellt ist sie als betende Frau. In den Ecken sind vier Wappen angebracht: oben links Alvensleben, oben rechts Mahrenholtz, unten links Blücher (oder Gittelde ?), unten rechts Rabiel (?).

Die Umschrift des Grabdenkmals lautet:

ANNO DOMINI 1534 DEN 17 JANUARII IST DIE ERBARE UND VIEL TUGENTSAME ANTONIA VON MAHRENHOLT ACHATII VON ALVENSLEBEN EHELICHE HAUSFRAU CHRISTLICH IM HERRN ENTSCHLAFEN IHRES ALTERS IN XXX II JAR.

Antonia v. Alvensleben

Grabdenkmal für Ludolf IX. v. Alvensleben (1510-1562)

Es steht an der Nordwand des Altarraumes, wird bereits von Bekmann (1753, Sp. 45) und Wohlbrück (II, 1819, S. 470) beschrieben, aber von Hildebrandt nicht erwähnt und dürfte somit nach 1868 wieder entdeckt und aufgestellt worden sein. Ludolf v. Alvensleben, geb. 1510, gest. 28.1.1562, war ein Sohn von Ludolf VII. (+ 1525) und der Anna v. Moltke und war zweimal verheiratet, I. mit Gödel v. Bülow (+1555), II. mit Maria v. Veltheim (+1575). Bereits im Alter von 19 Jahren kämpfte er 1529 gegen die Türken vor Wien. 1541 wurde er als Kurfürstl. brandenb. Geheimer Rat Amtshauptmann von Salzwedel und zog ein Jahr danach noch einmal in den Türkenkrieg, dieses Mal nach Ungarn.

Auf dem Denkmal ist er als Ritter dargestellt, den Helm mit Helmbusch zu Füßen. Wie Wohlbrück schreibt, sah man, „dass er rothes Haar und einen rothen Bart hatte“, was möglicherweise auf eine früheren Bemalung hindeutet. Der vermutlich jüngere Aufsatz zeigt den auferstandenen Heiland mit der Siegesfahne, zu seinen Füßen rechts die durch eine üppige Frauengestalt verkörperte nackte Sünde, gefesselt an ihren 3 klauigen Füßen, zu seinen Füßen links den in skelettartiger Gestalt dargestellten Tod, dessen Füße gleichfalls durch Ketten gefesselt sind.

Der Aufsatz trägt die Inschrift: ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN; WER AN MICH GLAUBT; DER WIRD LEBEN; OB ER GLEICH STÜRBE (Joh.11)

Der untere Teil des Denkmals (nicht auf dem Bild) trägt folgende Inschrift:

ANNO DOMINI 1562. 28.JAN. DIE ET HORA QUO ANTE BIENNIUM SECUN DAS SUAS CELEBRAVIT NUPTIAS FIDE ET INVOCATIONE DIE EX HAC VITA DEGESSIT STRENUUS AC VERE NOBILIS LUDOLPHUS DE ALVENSLEBEN, PRAEFECTUS SOLTWEDELENSIS, VIR MAGNAE AUTORITATIS, PRINCIPIBUS ET ANICIS CHARUS; DE ECCLESIA ET REPUBLICA OPTIME MERITUS, SUMO SUI APUD OES (=omnes) DESIDERIO RELICTO. A. (=Anni) ANTATIS 52

Übersetzung: Im Jahre des Herrn 1562, 28 Jan. zu Tag und Stunde, in welcher er vor 2 Jahren seine zweite Ehe schloss, ist der tatkräftige und wahrhaft edle Ludolf v. Alvensleben im Glauben und unter Anrufung Gottes aus diesem Leben geschieden, Amtshauptmann zu Salzwedel, ein Mann von großer Autorität, von Fürsten und Freunden geliebt, um Kirche und Staat außerordentlich verdient, im höchsten Grade bei allen Sehnsucht nach ihm hinterlassend. Die Jahre seines Alters 52.

 

2. Grabdenkmal für Ludolf IX. von Alvensleben (1510-1562)

Grabdenkmal für Sophia v. Alvensleben, geb. v. Münchhausen (1530-1563)

Sie war eine Tochter des Hans v. Münchhausen aus dem Hause Rehburg und der Katharina v. Kotze aus Groß Germersleben und starb am 8.1.1563 in Kalbe als 2. Ehefrau des Elias v. Alvensleben (1502-1569). Ihr Grabdenkmal befindet sich im nördlichen Kirchenschiff, hat wenigstens 150 Jahre verborgen unter den Kirchenbänken gelegen und ist am 14.10.1974 anlässlich der Kirchenrenovierung freigelegt und aufgerichtet worden. Dargestellt ist ein Ritter mit seiner Frau. Elias v. Alvensleben hatte Vorsorge getroffen, neben seiner 2. Ehefrau begraben zu werden. Er ist aber am 10.3.1569 in Rogätz gestorben und dort begraben, wo die Reste seines Grabsteines von Wohlbrück (1819) noch gesehen wurden. Die Umschrift mit einigen unleserlichen Stellen lautet:

ANNO 1563 FRIETAGS NACH TRIUM REGUM IST DIE ERBARE UND TUGENSAME…………VON DIESER WELT VORSCHIEDEN UND IN GOTT ENTSCHLAFEN DER SEELE GOTT GNEDIG SEY SEINES ALTERS…. JAHRE IHRES ALTERS 33 JAHRE.

Zu den Füßen der Verstorbenen befinden sich die Wappen Alvensleben und Münchhausen.

3. Grabdenkmal für Sophia v. Alvensleben, geb. v. Münchhausen (1530-1563)

Grabdenkmal für Kunigunde v. Alvensleben, geb. v. Münchhausen (1534-1565)

Sie war die 2. Ehefrau des Joachim I. v. Alvensleben (1514-1588) und Schwester der o.g. Sophia v. Münchhausen. Wegen einer drohenden Pest war sie von Erxleben nach Kalbe gekommen, starb hier am 3.12.1565 und wurde neben ihrer Schwester begraben. Das Grabdenkmal wurde von Hildebrandt noch nicht erwähnt und ist somit erst nach 1868 wieder entdeckt und an der Nordwand des Kirchenschiffes aufgestellt worden. Es zeigt sie mit ihrem Ehemann, der Vorsorge getroffen hatte, neben ihr begraben zu werden (darauf lässt der Text des Steines schließen), in Wirklichkeit aber 1588 in der Schlosskapelle zu Erxleben beigesetzt wurde. Die Umschrift des Denkmals ist stark beschädigt bzw. abgetreten, sodass nur Reste der Inschrift entziffert werden können:

ANO 1565 DE 3 DECEMBRIS IST DIE ERRENVESTE UND TUGEND …………………………………… VEGHAUSEN…………….JOCHIM…………….EHELICH HAUSFRAWE IN GOT ENTSCHLAFEN / ANO 15 …………………….IST DER ERVESTER UND………………………..HIN VO ALV……………………. IN GOT VERSCHIDEN: DER SELE GOT GNEDIG UND BARMHERZIG SEI

Oben links ist das Alvenslebensche Wappen und oben rechts das Münchhausensche angebracht. Unten links (nicht mehr erkennbar) dürfte sich das Wappen für Fredeke v. Wenden, der Mutter von Joachim I., befinden und unten rechts das der Katharina v. Kotze, der Mutter der Verstorbenen.

Kunigunde von Alvensleben

Grabdenkmal für Albrecht v. Pentz (+1581)

Er war der Sohn des königl. span. Oberst und Pfandbesitzers des gräfl. Mansfeldischen Amtes Friedeburg. Joachim v. Pentz und der Margarethe v. d. Schulenburg. Wahrscheinlich wurde er in Friedeburg geboren. Verheiratet war er mit Magdalena Salome v. Alvensleben, Tochter des Elias v. Alvensleben. Gestorben ist er am 21.11.1581 in Kalbe. Hildebrandt (1868, S. 17) beschreibt den Stein wie folgt:

„Neben dem Eingang zur Sakristei ist ein kunstvoll gearbeiteter Denkstein in die Wand eingesenkt. Zwischen zwei, einen Rundbogen tragenden, verzierten Säulen steht ein schön geharnischter Ritter mit unbedecktem, bärtigen Haupt; sein Helm steht zwischen seinen Füßen; mit Rechten hält er einen Dolch, während die Linke sich auf die Hüfte stützt.“

Unten befindet sich auf einer ovalen Fläche die Inschrift:

ANNO 1581 DEN 21 NOVEMBRI. IST DER EDTLER GESTRENGER UNDT ERNVESTER ALBRECHT PENTZE IN GOT ENTSCHLAFEN DER SELE SIE GOT GNEDICH UNDT BARMHERTZIG. AMEN.

An den beiden Säulen zur Seite des Ritters sind folgende Wappen angebracht:

  1. von Pentz
  2. von Alvensleben
  3. von der Schulenburg
  4. von Veltheim
  5. von Bismarck (?)
  6. von Gittelde (?)
  7. von Rohr
  8. von Cramm

Die Wappen auf der linken Seite sind die der Ahnen des Verstorbenen, die auf der rechten Seite die der Ahnen seiner Frau Magdalena Salome v. Alvensleben.

 

Albrecht von pentz

Grabdenkmal für Anna v. d. Schulenburg, geb. v. Alvensleben

Sie war eine Tochter von Ludolf IX. v. Alvensleben (1510-1562) und der Gödel v. Bülow (+ 1555) und Schwester von Ludolf XI. (1546-1589), in erster Ehe verheiratet mit Heinrich v. d. Asseburg auf Falkenstein (+ 1573) und danach mit Dietrich X. v. d. Schulenburg (1546-1591) auf Beetzendorf, Landeshauptmann der Altmark. Das Denkmal steht an der Nordwand des Altarraumes unmittelbar vor der Orgelempore, wird bei Hildebrandt nicht erwähnt und ist somit erst nach 1868 wieder entdeckt und aufgestellt worden.

Es erinnert an eine Frau aus der Familie v. Alvensleben, die mit einem „HEUPTMAN IN DER (Alte)NMARCK“ verheiratet war und zwar im 16. Jhdt. Die Umschrift ist bis auf wenige Buchstaben und Wortteile vollständig zerstört, so dass Namen und Daten nicht mehr erkennbar sind. Bisher hat der Stein an einer Stelle gelegen, über die jahrhundertelang die Kirchenbesucher gegangen sind. Dargestellt ist eine betende Frau. Oben rechts ist das v. Alvenslebensche Wappen erkennbar. Die Reste der Umschrift lauten:

AN .. 15……………..IST DIE EDEL ……………. HEUPTMANN IN DER …………NMARCK EHELICHE HAUSFRAU IN GOT………………….H WEIN WEIB (WENE) ………………………………………

Da links oben das Schulenburgische Wappen erkennbar ist, wird das Denkmal der Anna v. Alvensleben zuzuweisen sein, die seit 1573 mit Dietrich X. v.d. Schulenburg in zweiter Ehe verheiratet war. Links unten befindet sich das Wappen von Ilse v. Quitzow (1518-1591), der Mutter von Dietrich v. d. Schulenburg. Das nicht mehr erkennbare Wappen unten rechts dürfte der Mutter der Verstorbenen, Gödel v. Bülow, zuzuordnen sein.

Dass Anna 1583 gestorben ist, wie Wohlbrück (II, S. 472) meint, muss in Zweifel gezogen werden, da ihr Ehemann erst in den letzten Tagen des Jahres 1583 oder vielleicht Anfang 1584 zum Hauptmann der Altmark erwählt wurde, nachdem sein Bruder Albrecht, Hauptmann der Altmark, am 12. Nov. 1583 in Salzwedel erstochen worden war. Auch sind dem Dietrich v.d. Schulenburg nach 1583 Kinder geboren, z.B. eine Tochter am 22.07.1585, die aus der Ehe mit Anna geb. v. Alvensleben stammen werden, da Dietrich nach Annas Tod erst 1589 eine 3. Ehe eingegangen ist.

Kunigunde von Alvensleben

Anna, geb. v. Alvensleben wird im Kindbett gestorben sein. Darauf weist der Anfang des sonst völlig abgetretenen Spruches hin: Ein Weib (WENN) … Hier könnte gestanden haben: Joh. 16,21: Ein Weib, wenn sie gebiert, hat sie Traurigkeit. Dieser Spruch ist oft Frauen, die im Kindbett gestorben waren, auf den Leichenstein geschrieben worden. Nach ihrer Verehelichung mit Dietrich v.d. Schulenburg hat Anna zunächst in Apenburg gewohnt. Nachdem ihr Ehemann Hauptmann der Altmark geworden war, siedelte das Ehepaar ins „Freihaus“ am Dom zu Stendal über. Anna geb. v. Alvensleben wird nach 1585 gestorben sein. In der Kirche zu Kalbe wurde sie begraben. Sie hat wenigstens 4 Kinder gehabt, die sie überlebten. Das Grabmal von Dietrich v. d. Schulenburg und seiner dritten Frau Anna v. Kotze steht in der Nicolaikirche in Stendal.

Grabdenkmal für Ludolf XI. v. Alvensleben (1546-1589)

Es steht an der Nordwand des Altarraumes, ist bei Hildebrandt nicht erwähnt und somit erst nach 1868 wieder entdeckt und aufgestellt worden. Er war der erstgeborene Sohn Ludolfs IX. v. Alvensleben (s. oben) und der Gödel v. Bülow, geb. 25.01.1546 in Salzwedel, gest. 17.07.1589 in Zichtau, begraben 30.07.1789 in Kalbe.

Wohlbrück (III, S. 65-66) charakterisierte ihn wie folgt:

„Er führte den Namen des Reichen oder Stolzen, weil er viele Güter besaß und einen angemessenen Aufwand machte, des Rothen, weil sein Barth und sein Haar rötlich waren, und des Bösen, theils weil er als Gerichtsherr mit Strenge über Recht und Ordnung hielt, theils weil er seiner Temperamentshitze nicht immer Herr war. Dieser Unvollkommenheit wegen zeigte er sich, als ein übrigens redlicher, humaner, und wohlwollender Mann, oft mit sich selbst unzufrieden.“

1583 brannte sein Haus auf der Burg Kalbe ab, das er sogleich wieder aufbaute.

Auf dem Grabstein ist er als Ritter in vollem Waffenschmuck schreitend dargestellt, zu seinen Füßen der Helm, wie Udo v. Alvensleben-Wittenmoor schreibt „ein Werk feinster Arbeit, wahrscheinlich von der Hand Jürgen Spinnrads aus Braunschweig“. An den Ecken des Steins befinden sich die vier Ahnenwappen, links oben Alvensleben, rechts oben Bülow, links unten Moltke, rechts unten Maltzahn.

Das Grabdenkmal trägt folgende Umschrift:

AR 1589 den 17. IULII IST DER EDLE GESTRENGE UND ERNTVHESTER LUDELOF VAN ALVENSLEVEN LUDOLFIS SELIGEN SON AUF CALBE DER LETZTE SEINER LINIAE IN 44 JAR SEINES ALTERS SELIGLICH IM HERRN ENTSCHLAFEN DESSEN SEHLE GOT GNEDIG SEI: AMEN

Ludolf XI

Grabmal für Ludolf XI. v. Alvensleben (1546-1589), seine Frau Anna, geb. v. d. Schulenburg (+1604) und den Sohn Ludolf (+1575)

Anna ist eine Tochter des Landeshauptmanns Levin I. v. d. Schulenburg (1510-1569) auf Beetzendorf und Apenburg und dessen Frau Ilse v. Quitzow. Sie ist damit eine Schwester von Dietrich X. v. d. Schulenburg, der wiederum mit Anna v. Alvensleben (Grabstein s. oben), der Schwester von Ludolf XI. verheiratet war. Es hatten also zwei Geschwister Alvensleben zwei Geschwister Schulenburg geheiratet.

Das Epitaph für Ludolf XI. und seiner Frau Anna steht an der Südwand des Altarraumes vor der Orgelempore. Das über 6 m hohe und 4,20 m breite Epitaph besteht aus drei Ebenen. Auf der obersten Ebene ist von symbolischen Gestalten flankiert in einem Alabasterrelief der Weltenrichter dargestellt. Die mittlere Ebene enthält, durch allegorische Figuren getrennt, Alabasterreliefs, die die Kreuzigung (links), die Auferstehung (Mitte) und die Himmelfahrt Christi (rechts) darstellen. Davor knien auf einer breiten Konsole in lebensgroßer Gestalt Ludolf, seine Ehefrau und ihr früh verstorbener Sohn Ludolf. Die untere Ebene des Epitaphs enthält in vier aufeinander stehenden Kolonnen nachstehende Inschriften:

A) Clare Ludolphe, tuus post fata Ludophulus infans Ursula in hac posuit mebra tenella sus, Inser tusque fide Christo sub flumine sacro. Est factus summo massa renata deo Vixit: sed postquam mundi tot erremina vidit. In gremium rediit, Christe benigne, tuum. Vivus erat mortis, nue dueit uaecula vitae Coelica, dum Christus regna ermore dedit. Ast ubi jam sapist mundi textura ruinam. Ut seferat Christus praemia vera piis. Tune Deus hoe eineres in lueida corpora vertet. Ut certent radiis, candide Phoebe, tuis. Tune pater his natus sum te quoque fata vocaruat Rursus in amplexus candida colla dabit.Anna, tuum sequeris natum sequerisque maritum Anna Schulenburgae stirpa generosa damus.

B) Quos Deus his thalamo vivoe conjunxerat uno, Ursula defunctos nune tegit una duos. Scilicet humanae sors haec est lubrica vitae,Ut mode qui vivunt, mox obiisse feras Ut folis arboribus riguo creseebtibus horto Protinus haec surguat, protinus illa cadunt Sie quoque nos morimur vitaeque misserimus erde est. Naseimur, hine eineres mox vecat urna suos, Quodque est umbra fugax sese incinstantior ipsa. Hoe vere nosttoe dixeris case dies.

Epitaph für Ludolf XI

C) Namque breves fugiunt non lentis passibus anni,Atterimur, tandem tessera nostra mori. Spiritus ast horum sublatus in aethere vivit.Vivit et aeternae regna salutis habet. Summa dies veniet, summo quo a sulmino terra Corruet et mundi pulehra theatra candent. Flosculus his tumulis nitido splendore resurget, Qui vincat radios, splendide Phoebe, tuos. Anna tuum oernes natum, tune Anna maritum Stabuntque seternum gaudia tante tibi. Obiit an M.D.CIV die XIX. April.

D) E regione vides pario sub marmore Bussum, Bussum non uno nomine triste mihi. Nimque sub hac recubat resolutus morte Ludolphus, Alvonum clarus sanquine natus eques, Justiciae custos, sequi verique patronus, Qui fuit et generis gloria vero sui. Non secus ut quondam Danaum fortissimus Aiax. Sie quoque in aeteris, oeu rosa, flore cadis, Erge, Ludolphe, jases, sed non jacet inalyta virtus, Fama vel invita vivare morte solat. Quod monumenta docent exornatacque columnae. Illm tui seternum pignus amoris erunt, Clare Ludolphe vale, coeli dileissimus heres, Inque sinu Christi vive, quiesce, vale. In terris labor est, requies sed duleis in urna In summo venient gaudia summa die.

Wer diese Verse verfasst hat, ist unbekannt. Zu vermuten aber ist, dass sie von dem Inspector Johannes Sinapius stammen, der für die Familie von Alvensleben mehrere Leichenpredigten verfasst und veröffentlicht hat. In freier Übersetzung lauten die Verse:

A) Erhabener Ludolph, dein Sohn Ludolph ist nach dem Tode in dieses Grab gesetzt, das seine Glieder bewahrt. Durch Glauben ist er in heiliger Vollkommenheit Christus beigesellt und ist auf erhabene Weise bereitet, Gott wiedergeboren. Er hat gelebt, jedoch ist er, nachdem er so viel Schuld der Welt gesehen hat, gütiger Christus, in deinen Schoß zurückgekehrt. Als er lebte war er des Todes, nun führt er das Leben in himmlischer Ewigkeit, die Christus durch die Herrschaft des Blutes schenkt. Als er schon das Verderben der Welt erfaßt, gibt Christus den wahren Lohn des Frommen. Gott verwandelt die Gebeine in leuchtende Körper, dass sie mit deinen Strahlen wetteifern, leuchtender Phöbus! Dann Vater, wenn auch dich die Geschicke zurückrufen, wird dieser Sohn dich umarmen in leuchtenden Höhen. Anna, du folgst deinem Sohn und folgst deinem Ehemann, Anna v.d. Schulenburg aus hochedlem Hause geboren.

Kniedolf XI

 B) Welche Gott als Lebende hier in einer ehe verbunden hatte, nun deckt ein Grab zwei Verstorbene. Das Los menschlichen Lebens ist Flüchtigkeit, weil die die, die Leben bald sterben läßt.Wie die Blätter an blühenden Bäumen im fruchtbaren Garten beständig emporstreben, so schnell fallen sie ab. Das ist der armselige Zustand des Lebens, dass auch wir so sterben müssen. Selbst die behagliche Ruhe ist flüchtig und schwankend, so sind in Wahrheit unsere Tage.

C) Die kurzen Jahre fliehen nicht mit behäbigen Schritten , bald sind wir erschöpft, endlich fallen die Würfel des Todes, aber der Geist derer lebt erhalten in Ewigkeit, er lebt und besitzt die ewige Herrlichkeit des Heils. Der letzte Tag kommt, an welchem die Erde vom höchsten Punkte niederstürzt und die herrlichen Spiele der Welt aufhören. Das Blümlein steht wieder aus den Gräbern zu strahlendem Glanz, das deinen Stab besiegt, glänzender Phöbus. Anna, die wirst deinen Sohn sehen und deinen Ehemann und alle himmlischen Freuden der Ewigkeiten werden dir bleiben. Sie starb im Jahr 1604, am 19. April

D) Gerade gegenüber siehst du, wie ich bezeuge, unter dem Stein Busso, und nicht allein durch diesen einen Namen Busso bin ich traurig gestimmt, denn nun ruht unter solchem auch der durch den Tod aufgelöste Ludolph, geborener Ritter, berühmt durch seine Blutsverwandschaft, ein Hüter der Gerechtigkeit, ein Wahrer des Rechtes und der Wahrhaftigkeit, der geschaffen war zum Ruhm seines Geschlechtes, gerade wie ein kräftiger Ajax der Griechen, aber im Alter, gleichwie die Rose, eine verwelkende Blume. Nun Ludolph, ruhst du, jedoch die gerühmte Kraft ruht nicht wie Monumente und herrliche Säulen lehren, jene aber wird ewig der Beweis deiner Liebe sein. Erhabener Ludolph, lebe wohl, lieblichster Erbe des Himmels. Was auf Erden Mühe ist, liebliche Ruhe im Grabe. Die höchsten Freuden kommen am jüngsten Tage.

Der letzte Vers D) ist noch einmal aufgeschrieben auf einer Tafel, die an der Bälgekammer unter der Orgelempore befestigt ist. Offenbar hat es früher noch ein Porträt von Ludolf XI. in der Kirche gegeben, unter dem diese Tafel angebracht war. Übersieht man die barocke Schwülstigkeit der Sprache, so gewähren die Verse doch einen Einblick in die Vorstellungswelt der Zeit um 1600.

Epitaph für Ludolf XI

Über der Schrift befinden sich vierzehn Ahnenwappen, von denen – wie schon Hildebrandt (1868) feststellte – die Helmzieren abgebrochen sind. Sie sind in folgender Ordnung gekennzeichnet:

  • Für Ludolf von der Mitte nach links die Wappen v. Alvensleben, v. Bülow, v. Moltke, v. Maltzahn, v. Alten, v. Rohr, v. Maltzahn (das achte Wappen fehlt).
  • Für Anna von der Mitte nach rechts die Wappen 1) v. d. Schulenburg, 2) v. Quitzow, 3) v. Rohr, 4) v. Arnim, 5) NN, 6) v. d. Schulenburg, 7) NN (das achte Wappen fehlt ebenfalls). Hildebrandt identifizierte die Wappen Nr 4) als v. Reden, Nr. 5 als v. Bergen und Nr. 7 als v. Fineke.

Udo v. Alvensleben-Wittenmoor schrieb über das Denkmal:

„Die Statue Ludolf des Roten ist die eindrucksvollste unter den Alvenslebenschen Grabmalsfiguren“. „Auf dem großen Alabaster-Epitaph, das er sich, seiner Gemahlin und seinem früh verstorbenen Söhnchen ‚Ludolfulus infans’ setzen ließ, sieht man ihn kniend in Marmor ausgehauen, das Bild einer edlen und strengen Rittergestalt, schmal, langbärtig, hochgereckt. Die Figur stammt von Ebert Wolf, das Grabmal selbst von Jürgen Röttger in Braunschweig“

Röttger ist nachgewiesen durch das Monogramm des Meisters G.R. (d.h. Georg Röttger) am Sarg der Auferstehung. Von Jürgen (Georg) Röttger als hauptbeteiligtem Künstler stammen auch die bedeutenden Grabdenkmäler für Joachim I. v. Alvensleben in der Schlosskapelle Erxleben (1589), seinem Bruder Ludolf X. in der Andreaskirche in Hundisburg (1596) und Valentin I. v. Alvensleben in der Nicolaikirche (nach 1945 in der Marienkirche) in Gardelegen (1597).

Grabdenkmal für ein unbekanntes Mitglied der Familie v. Alvensleben

Am Eingang zur Kirche ist quer eine Grabplatte gelegt, die noch nicht endgültig entziffert werden konnte, da die Schrift fast vollständig abgetreten ist. Sie gehört aber zu einem Mitglied der Familie v. Alvensleben.

Literatur

  • I.J. Bekmann: Beschreibung der Mark Brandenburg. Berlin 1753. Band II. Th. V., B 1, Kap. IX, Sp. 45
  • Gottlieb Leberecht Zarnack: Die Geschichte des hochadeligen Geschlechts derer von Alvensleben. Vier Bände. Eimersleben 1772-1776 (Handschrift)
  • Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und deren Gütern. Zweiter Theil Berlin 1819, Dritter Theil 1829
  • Ad. M. Hildebrandt: Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark. Gardelegen 1868, S. 17-21.
  • G.A. v. Mülverstedt: Codex Diplomaticus Alvenslebianus, Dritter Band, Magdeburg 1885
  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Grabmäler der Herren v. Alvensleben. Unveröffentlichtes Manuskript 1957, 32 S
  • Udo v. Alvensleben-Wittenmoor: Die Alvensleben in Kalbe 1324-1945. verfasst 1920-1960, bearbeitet von Reimar v. Alvensleben, Falkenberg, August 2010, 182 S.
  • Inga Brinkmann: Grabdenkmäler, Grablegen und Begräbniswesen des lutherischen Adels – Adelige Funeralrepräsentation im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Berlin/München 2010 (Kunstwissenschaftliche Studien; 163), S. 216-230
  • Henning Krüger: Geschichten über Kalbe (Milde), Website (www.kalbe-milde.de)