Die Beziehungen der Alvensleben zum Kloster Mariental

von Ludolf v. Alvensleben-Calbe, 1988 (überarbeitet am 21.2.2016)

In den Jahren ab 1190 – also bereits wenige Jahre nach Gründung des Klosters Mariental – finden sich bis in die Zeit der Reformation hinein jeweils auch Alvensleben in 67 Urkunden, deren Inhalt mit dem Kloster Mariental zusammenhängt. Fast alle Alvensleben der ersten sechs Generationen treten dabei als Zeugen unter den Ministerialen der Halberstädter Bischöfe auf (in 23 Fällen). Aus einer großen Zahl von Urkunden, die von Zuwendungen, Übereignungen, Entschädigungen, Tilgungen, Verkäufen, Entsagungen, Schlichtungen etc. gegenüber Mariental handeln, erkennen wir die enge Bindung der Familie an diese heilige Stätte. In der Blüte des Mittelalters sorgten sich die Menschen um ihre Seelen. Große Teile ihres Vermögens wurden den Kirchen und Klöstern geschenkt, um die ewige Seligkeit zu erlangen. Solche Schenkungen finden wir auch bei den Alvensleben gegenüber dem Kloster Mariental:

· Bischof Volrad von Halberstadt (1255-1296) übereignet bzw. vereignet am 6.1.1285 auf Ansuchen seines Vasallen, des Ritters Gebhard II. v. Alvensleben (urk. 1251-1285) zu Alvensleben und Erxleben (seit 1270) etc. und dessen Söhne Ritter Gebhard III. v. Alvensleben (1261-1303) pfandgesessen und Burgmann zu Alvensleben etc., Stammvater der Weissen und Schwarzen Linien, Ritter Heinrich I. v. Alvensleben (urk. 1264-1317) auf Erxleben und Ritter Friedrich I. v. Alvensleben (urk. 1281-1321) auf Erxleben etc., Stammvater der 1553 ausgestorbenen Roten Linie, den ganzen Zehnten des Dorfes Warsleben (Kreis Oschersleben) nämlich 73 Hufen und den halben Zehnten des Dorfes Eichenbarleben (Kreis Wolmirstedt) nämlich 36 Hufen. (An der Westseite der Dorfkirche von Warsleben befindet sich eine Wappentafel des Klosters Mariental, das zeitweise das Patronatsrecht über die Kirche ausübte).

· Bischof Albrecht I von Halberstadt (1304-1324) überlässt am 11.10.1314 auf Antrag und Bitten der Gebrüder Ritter Heinrich I. v. Alvensleben (urk. 1264-1316) … und Ritter Friedrich I. v. Alvensleben (urk. 1281-1321)… dem Kloster Mariental den Zehnten zu Gunsleben (Kreis Oschersleben)

· Bischof Albrecht von Halberstadt vereignet am 4.3.1316 auf Ansuchen der Gebrüder Ritter Heinrich I. v. Alvensleben: … und Ritter Friedrich I. v. Alvensleben den Zehnten zu … Algesdorf dem Kloster Mariental.

· Ritter Friedrich I. v. Alvensleben (urk. 1281 – 1321), Ritter Gebhard V. v. Alvensleben (urk. 1310 – 1325) und Ritter Heinrich II. v. Alvensleben (urk. 1310 – 1350) schenken lt. Urkunde vom 22.7.1318 zu ihrem und ihrer Vorfahren Seelenheil dem Kloster Mariental 6 Wispel jährliche Weizenpacht aus Hackenstedt (Kreis Haldensleben), von deren Einkünften jedes Konventsmitglied täglich zur Frühstückszeit von Ostern bis Kreuzerhöhung zwei Eier durch den Kellermeister empfangen solle. Für diese Spenden hoffen sie durch die Gebete der Klosterbrüder Gottes Gnade zu erlangen.
· Ritter Albrecht I. v. Alvensleben (urk. 1304-1336) Herr des Schlosses und der Herrschaft Calbe an der Milde in der Altmark, begütert zu Alvensleben, Schöningen, Escherode etc. schenkt am 12.3.1334 mit Zustimmung seiner Kinder dem Kloster Mariental einen Schilling Helmstädtischer Pfennige und ein Stück hartes Salz als ewigen Zins aus der Saline zu Schöningen und 1/2 Wispel Roggenpacht aus Eschenrode (Kreis Haldensleben), sowie er und seine Vorfahren diese Einkünfte vor langer Zeit schon gehabt haben. Dahingegen macht ihm das Kloster aller seiner guten Werke teilhaftig und verheißt in der Kapelle der Heiligen Felix und Adauctus, in der seine Gattinnen und Verwandten begraben sind, eine Messe Vigilien und sein, seiner Vorfahren, Gattinnen und Kinder Jahresgedächtnis zu feiern. (Albrechts Gemahlin, Oda v. Bodendieck, Stammmutter aller Alvensleben, liegt im Zisterziensernonnenkloster in Neuendorf bei Gardelegen , einem weiteren „Hauskloster“ der Alvensleben, begraben, wo sich ihr Grabstein mit einer Ritzzeichnung von ihr befindet).

· Ritter Heinrich II. v. Alvensleben (urk. 1310-1350) auf Schloß Erxleben etc. bekundet, unter Zustimmung seines Sohnes, Ritter Busso I. v. Alvensleben (urk. 1338-1357) auf Erxleben und dessen Söhnen Ritter Busso III. v. Alvensleben (urk. 1347-1388) und Busse v. A., am 25.5.1347 dem Kloster Mariental den halben Zehnten zu Osteringersleben (Kreis Haldensleben), den er früher von diesem Kloster gekauft und zu Lehen getragen, wiederum für 32 Mark verkauft zu haben. Das Kaufgeld solle von den hundert Mark Silber abgehen, die er dem Kloster als eine milde Gabe dargebracht hatte.

· Ritter Busso III. v. Alvensleben (urk. 1347-1388) auf Schloß Erxleben, begütert zu Schöningen etc. und sein Bruder Ludwig v. Alvensleben (urk. 1358) übergeben am 29.6.1358 dem Kloster Mariental wiederum den Zehnten zu Ingersleben und das Mulingshorn benannte Holz, wie es ihr seliger Vater Busso in Besitz genommen, und versprechen dem Kloster Gewähr zu leisten, auch bezüglich der 4 Wispel, die ihr Großvater Heinrich, zwar einer Frau auf ihre Lebenszeit zugesagt, ihr aber einer Untat willen, mit Wissen ihrer Vasallen den Besitz entzogen hatte.

· Ritter Busso III. v. Alvensleben … vertauscht am 6.7.1359 an das Kloster Mariental den vom Stift Halberstadt rührenden Zehnten zu Dorf-Siersleben gegen den halben Zehnten zu Osteringersleben…er hatte dies getan um Gottes und seiner Vorfahren Seelen Seligkeit willen…

· Die Gebrüder Ritter Heinrich III. v. Alvensleben (urk. 1325-1381) auf Erxleben etc. und der Knappe Johann VII. v. Alvensleben (urk. 1329 – 1370) auf Erxleben schenken am 15.3.1366 um Gottes Willen dem Kloster Mariental zwei schon von ihren Vorfahren besessene Höfe zu Mackendorf.

· Das Kloster Mariental verkauft am 14.4.1371 an Elisabeth v. Alvensleben, geborenes Edelfräulein v. Dorstadt (1358), Witwe des Ritters Busso I. v. Alvensleben auf Erxleben, auf Lebenszeit 2 Mark Silber jährliche Rente aus des Klosters Zehnten und ein Drittel zu Hackenstedt für 16 Mark Silber. Ausserdem verpflichtet sich das Kloster zur Abhaltung von Vigilien und Seelenmessen für Elisabeth v. Alvensleben, ihrem verstorbenen Gemahl und alle aus den Geschlechtern v. Alvensleben und v. Dorstadt. Das gelobt der Convent auch ihrem Bruder Walter v. Dorstadt und ihrem Sohn Busso v. Alvensleben.

· Ritter Heinrich III. v. Alvensleben (urk. 1325-1381) auf Erxleben schenkt am 11.12.1375 dem Kloster Mariental die Mühle zu Schwanefeld (Kreis Haldensleben) und den Zehnten zu Bisdorf unter der Bedingung, dass dies niemals verkauft oder versetzt werden dürfe, es geschehe denn mit Zustimmung der Alvensleben und dass der Convent sich verpflichtet, täglich am allerheiligen Altar in der Alvenslebischen Kapelle an der Klosterkirche eine Messe für das ganze Geschlecht v. Alvensleben, die Lebenden und die Toten, und besonders für ihn, den Geschenkgeber, seiner Gemahlin Metta, seinen Vater, Ritter Gebhard V. v. Alvensleben, und dessen Gemahlin Agnes, seinen Großvater, Ritter Heinrich I. v. Alvensleben und sein Bruder Johann VII. v. Alvensleben, sowie für die, welche noch später versterben würden, zu halten. Auch sollen die v. Alvensleben in die Brüderschaft des Klosters aufgenommen werden.

· Heinrich XI. v. Alvensleben (+ 1484) auf Schloß Erxleben und sein Bruder Albrecht VI. v. Alvensleben (+ vor 1479) auf Erxleben verpflichten sich am 27.6.1473 gegen das Kloster Mariental wegen des Zehnten zu Tundersleben.

· Busso IX. der Reiche v. Alvensleben (urk. 1485, – + 1534) auf Erxleben, Ummendorf und Schneidlingen, Kurfstl. brandenb. Rath und erzbisch. Mgdbg. Hofmarschall, verkauft für 300 rh. Gulden dem Kloster Mariental wiederkäuflich 18 rh. Gulden.

Busso starb am 1.11.1534 auf seinem Schloß zu Erxleben und wurde in der Klosterkirche zu Mariental beigesetzt. Er ist der Sohn von Heinrich XI. v. Alvensleben, der ebenfalls in Mariental beigesetzt und dessen Grabstein in diesem Jahrhundert nach Erxleben gebracht wurde. Busso war zweimal kinderlos vermählt gewesen, er hinterließ ein großes Allodialvermögen, über das er in zwei Testamenten letztwillig verfügte. Das Kloster Mariental sollte 400 Gulden erhalten zur Haltung von Vigilien und Seelenmessen. Davon sollte auch die St. Pauls-Kapelle ausgebaut und verzieret werden, auch sollte dafür sein Grab mit einem Leichenstein bedeckt und mit einer kupfernen Tafel an der Wand bezeichnet werden. Dem Kloster vermachte Busso seinen besten Hengst, sein Kruzifix und alle seine Edelgesteine, welche in den Kelch eingesetzt werden sollten, den man in der St. Pauls-Kapelle bei dem heiligen Nachtmahl zu brauchen pflegte.

Busso gehörte bis zu seinem Tode der alten katholischen Glaubensrichtung an und war ein entschiedener Gegner der Reformation. Dies drückte sich auch in seinem zweiten Testament aus, als er eine Reihe von Alvensleben, die er in seinem ersten Testament mit Vermögen bedacht hatte, gänzlich ausließ, weil diese inzwischen der lutherischen Lehre angehörten. In seinem zweiten Testament, in welchem er auch eine Stiftung von 1000 Gulden für ein Altersheim zur Unterbringung gebrechlicher Leute machte, bestimmte er, dass Anhänger der lutherischen Sekte ein für allemal von der Aufnahme in das Heim ausgeschlossen sein sollten und wenn sie auch noch so gebrechlich seien.

Die Reformation wurde im Kloster Mariental acht Jahre nach seinem Tode, 1542 vorübergehend, und 1569 dauernd eingeführt, nur 1629 nahm die katholische Kirche für kurze Zeit wieder Besitz vom Kloster.

Die Alvensleben’sche Begräbniskapelle im Kloster Mariental – im Nordwesten an die Klosteranlage angebaut – zerfällt in einen östlichen Raum mit zwei und in einen westlichen Raum mit einem gleichfalls spitzbogigen Kreuzgewölbe. Die Kapelle ist den Heiligen Felix und Adauctus geweiht, der Hochaltar war jedoch allen Heiligen geweiht. In Alvenslebenschen Urkunden wird die Kapelle zuerst am 12.3.1334 erwähnt, als Albrecht I. v. Alvensleben eine Schenkung machte. Sie diente vornehmlich als Grablegeort der Alvensleben’schen Roten Linie, die 1553 ausstarb. Hauptwohnsitz war Erxleben.

Von den zahlreichen Alvensleben’schen Grabdenkmälern ist nur ein Grabstein vollständig erhalten geblieben und zwar von Heinrich XI. v. Alvensleben auf Erxleben. Dieser Bildnisgrabstein zeigt die ganze Figur des Toten in feiner Ritzzeichnung von 1484. Der Stein ist 1891 nach Erxleben in die Schloßkapelle gebracht worden. Erhalten blieb außerdem ein Fragment des Grabsteins für Gertrud v. Alvensleben, gest. 1324, Frau von Heinrich II. v. Alvensleben.

Die Witwe von Gebhard XVII. v. Alvensleben (+ 1541 in der katholischen Religion zu Alvensleben, begraben zu Calbe an der Milde, auf Calbe, Hundisburg, Pfandbesitzer des Amtes Alvensleben), Fredeke v. Wenden, Tochter des Gottschalk v. W. auf Rohrsdorf u. Margarethe v. Veltheim a.d. Hause Lutter, Stammmutter aller heute lebenden Alvensleben, starb 1551 auf ihrem Witwensitz zu Hundisburg (Kreis Haldensleben) und ist als Letzte ihres Geschlechts in der Alvenslebenschen Kapelle im Kloster Mariental begraben.

Literatur:

  • Codex Diplomaticus Alvenslebianus, Urkundensammlung zur Geschichte des Geschlechts v. Alvensleben von Georg Adalbert v. Mülverstedt,1879-1900.Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben von Siegmund Wilhelm Wohlbrück, 1819.
  • Die Truchsesse v. Alvensleben im Bistum Halberstadt. Aufsatz von Udo v. Alvensleben – Wittenmoor, 1960.
  • Alvenslebensche Burgen und Landsitze von Udo v. Alvensleben – Wittenmoor, 1960.