Albrecht Graf v. Alvensleben-Schönborn

1848-1928 | auf Erxleben II und Uhrsleben, Erbtruchsess, Mitglied des preußischen Herrenhauses

Er wurde am 16.12.1848 als ältester Sohn von Udo Gebhard Ferdinand v. Alvensleben (1814-1879) und der Ehrengard, geb. v. Kröcher (1821-1895) in Wittenmoor geboren. Nach ihm folgten noch drei Schwestern und zwei Brüder: Ludolf (1852-1923), der Begründer des Hauses Wittenmoor, und Joachim (1856-1932), der Begründer des Hauses Falkenberg. 1873 heiratete er Martha v. Schönborn (1854-1915), Erbin des Fideikommisses Ostrometzko in Westpreußen. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor.

Nach Besuch der Ritterakademie in Brandenburg absolvierte er zunächst eine forstliche Ausbildung mit Försterprüfung in Paderborn, diente sodann als Einjährig-Freiwilliger im Husarenregiment Nr. 14 in Kassel, mit dem er in den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zog. Für seinen Anteil bei der Erbeutung einer Kanone in der Schlacht bei Wörth erhielt er das Eiserne Kreuz. Später rettete er ein französisches Mädchen vor dem Ertrinken aus der Marne, wofür ihm die Rettungsmedaille verliehen wurde. Nach dem Krieg folgte eine praktische landwirtschaftliche Ausbildung in Redekin.

Nach seiner Verheiratung 1873 pachtete er von seinem Vater das Gut Wittenmoor. Als sein Vater 1879 starb, übernahm er das Gut Erxleben II, das er aber später verpachtete, um sich ganz dem Ausbau seiner Besitze in Westpreußen widmen zu können. Wittenmoor erbte sein Bruder Ludolf. Kaiser Friedrich erhob ihn 1888 in den Grafenstand mit dem Namen Graf v. Alvensleben-Schönborn. Der Titel war mit dem Besitz von Ostrometzko verbunden. Zum 100jährigen Gedenktag des Besitzes von Ostrometzko in der Familie seiner Frau wurde ihm 1904 ein erblicher Sitz im preußischen Herrenhaus verliehen. Er war Erbtruchsess im Fürstentum Halberstadt, Kammerherr, Kommandeur des Deutschen Ordens, Ballei Utrecht, und Rechtsritter des Johanniterordens.

Albrecht v. Alvensleben (rechts) um 1870 mit Graf Zeppelin

Graf Albrecht war eine erfolgreiche, tatkräftige Unternehmerpersönlichkeit. Er erweiterte nicht nur seinen land- und forstwirtschaftlichen Besitz durch den Erwerb der Güter Glauchau (Kreis Kulm), Tannhagen und Girkau (Kreis Thorn) in Westpreußen sowie Tessenow bei Parchim (Mecklenburg), sondern gründete auch industrielle Betriebe – so den Mineralwasserbrunnen „Marienquelle“ in Ostrometzko, ein Unternehmen, das noch heute besteht und das Wasser unter den Namen „Ostromecko“ vertreibt (siehe Bild des heutigen Etiketts).

Als seine Frau 1915 starb, übergab er Ostrometzko seinem ältesten Sohn Joachim Martin (Jomar, 1877-1969) und wohnte wieder ständig in Erxleben. Nach dem ersten Weltkrieg fiel Westpreußen an Polen. Er übergab Glauchau seinem dritten Sohn Gebhard (1884-1960) und Tannhagen dem jüngsten Sohn Ludolf (1891-1968). Seine in Westpreußen lebenden Söhne wurden polnische Staatsbürger, um die Besitze zu erhalten. Sein zweiter Sohn Albrecht (1879-1945) übernahm Erxleben II zunächst in Pacht und erbte es nach dem Tode des Vaters 1928.

Graf Albrecht hatte einen ausgeprägten Familiensinn und hat sich um den Erhalt kultureller Werte der Familie große Verdienste erworben. So veranlasste er 1905 die Katalogisierung und Neuaufstellung der bedeutenden Familienbibliotheken, für die er einen eigenen Bibliotheksflügel am Schloss Erxleben II erbaute. Die von Joachim I . (1514-1588) begründete Lehnsbibliothek umfasste 5500 Bände, die Fideikommissbibliothek 6700 Bände. Hinzu kam noch die 1580 begründete Kapellenbibliothek mit 2200 Bänden, die damals den Häusern Erxleben I und II gemeinschaftlich gehörte und erst Ende der 1930er Jahre aufgeteilt wurde. Die Fortführung der 1930 erschienenen Alvenslebenschen Familiengeschichte durch Dr. Hellmut Kretzschmar war sein Verdienst.

Graf Albrecht starb am 16.1.1928 in Krampfer, im Haus seiner Tochter Marie v. Möllendorf und wurde in der Gruft der Schlosskapelle Erxleben beigesetzt, der letzte in der Reihe der Alvensleben, die 340 Jahre zuvor mit Joachim I. begann.

Etikett der Mineralwasserflaschen aus Ostrometzko (Stand 2004). Es zeigt das neue Schloss Ostrometzko. Interessant ist, dass auf dem Etikett mit Auszeichnungen aus den Jahren 1894 in Stettin und 1895 in Königsberg sowie 1927 in Paris geworben wird.

Literatur:

  • Hellmut Kretzschmar: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben seit 1800. Burg 1930, S. 187-191.
  • Udo von Alvensleben-Wittenmoor: Die letzten fünf Generationen der Alvensleben in Erxleben II – 1782-1945 (verfasst 1959). Herausgegeben von der Familie von Alvensleben e.V. Falkenberg August 2008, S. 37-41.

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